Message To Bears – Folding Leaves

Origami ist die Kunst, aus einem einfachen Stück Papier eine komplexe Figur zu falten – kein einfaches Motto, das sich Jerome Alexander alias Message To Bears für sein drittes Studioalbum ausgesucht hat. „Folding Leaves“ heißt die Platte des Einmannprojekts und hat mit komplizierter Blattfalterei eines gemeinsam: Beide begeistern durch die Magie der Einfachheit.

Multiinstrumentalist Alexander präsentiert neun Songs, die allesamt das Prädikat „schön“ verdient haben. Laura Ashby, die auch schon die Post-Rocker von Codes In The Clouds unterstützt hat, steuert für viele der Stücke  Viola-Violinen-Melodien bei und verleiht so dem Ganzen einen Hauch Orchestercharme und Dramatik. Das Album bewegt sich im Dunstkreis von Folk, Ambient und Indie-Electronica. Dabei überwiegen die akustischen Elemente wie Gitarre und die genannten Streicher, der elektronische Teil dient eher als Wegbereiter und Klangteppich, auf dem Message To Bears seine scheinbar unendliche Melancholie kunstvoll ausbreitet.

Schon im Opener „Daylight Goodbye“ harmonieren Piano, Glockenspielklänge und sanfte Gesänge so sehr, dass man bereits nach diesen knapp sechs Minuten im Träumermodus landet. Daran ändert auch der nächste Titel mit dem Namen „Wake Me“ nichts, viel mehr lässt einen die akustische Naturkulisse, die Alexanders sanfte Stimme und die beschauliche Akustikgitarre untermalen, langsam in einen tiefenentspannten Zustand übergleiten. „Mountains“ ist das Highlight des Albums, Traurigkeit wurde selten so einfach, so wunderschön und gleichzeitig so eindringlich wie hier vertont. Vielleicht sind es einfach die klassischen Streicher, die jedem Stück das gewisse Etwas verleihen.

Der Track „Bird’s Tail“ hingegen spielt mit Genre-Grenzen. Zwar beginnt er ebenfalls mit einer gezupften Melodie, entwickelt dann aber eine spannende Dynamik. Unerwartet setzen die Drums ein, das Ganze gewinnt an Tempo und Dichte und am Ende steht ein Apparat-ähnlicher (der neue, nicht der alte Apparat), elektro-akustischer Track, der nicht recht in eine Schublade passen will.

Message To Bears hat mit „Folding Leaves“ etwas geschaffen, das in der richtigen Situation an die Seele andocken kann und von dort aus seine beruhigende Wirkung in alle Himmelsrichtungen verströmt. Die Mischung aus akustischem Grundgerüst und elektronischem Beiwerk gelingt; die Entscheidung Alexanders, mehr mit Gesang zu arbeiten, erweist sich als Volltreffer. Auch wenn sich die einzelnen Stücke teilweise sehr ähneln und man dem Album nicht ganz unberechtigt eine gewisse Eintönigkeit vorwerfen könnte, überzeugt am Ende das stimmige Gesamtpaket. Und wer sich dennoch langweilt, kann ja ein paar Papier-Kraniche dazu falten.

Preview:

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Tracklist:

  1. Daylight Goodbye
  2. Wake Me
  3. Mountains
  4. Bird’s Tail
  5. Farewell, Stars
  6. Undone
  7. At A Glance
  8. Everthing Was Covered In Snow
  9. Unleft

(Dead Pilot Records)