Nina Kraviz – Nina Kraviz

Wer Nina Kraviz kennt, wird von „Nina Kraviz“ wahrscheinlich überrascht werden. Man kann es jedoch vorwegnehmen: Das bedeutet nichts Schlechtes. Wirft man einen Blick auf ihre bisherigen Veröffentlichungen auf namhaften Labels wie  DJ Jus-Eds Underground Quality, Efdemins Naif oder aber vor allem Radio Slaves Rekids, so ist sie vor allem als Produzentin tanzbarer Deep House-Kracher wie „Pain In The Ass“ ein Begriff. Das wird sich mit ihrem Debütalbum ändern. Denn mit „Nina Kraviz“ hat die aus Sibirien stammende DJane die Möglichkeit genutzt, mehr zu zeigen, als die Erwartungen nahelegen würden.

Den Anfang macht sie mit „Walking In The Night“, einem Track der mehr Ambient als House ist und im nachhinein als Ankündigung für das ganze Album stehen kann. Immer wieder gibt es diese Tracks, die wie Klangflächen schweben und sich komplett entschleunigt breit machen. Dann aber findet sich auch der Gegenentwurf, solche Tracks, die schon eher in das Raster der Erwartungen passen, weil sie unter Umständen auf die Tanzfläche passen. „Ghetto Kraviz“, die erste Single des Albums, ist so ein Track. Das dazugehörige Video wurde im Arena Club gedreht und ist eher gewöhnlich. Es zeigt vor allem, warum einige Bösewichte Nina Kraviz unterstellen, sie sei so etwas wie die Milli Vanilli der Housemusik. Äußerst attraktiv räkelt sie sich da auf einem Sessel und eventuell fällt es dem ein oder anderen simplen Geist schwer, zu glauben, dass diese heiße Frau auch gute echte Musik machen kann und nicht eine Kunstfigur ist. Der Track selbst ist in seiner Einfachheit äußerst effektiv und mit den Vocals, die, wie überwiegend auf dem ganzen Album, von Nina selbst kommen, ziemlich sexy. Ihre Stimme ist es auch, die vielen Tracks erst die Seele einhaucht, wie zum Beispiel „Love Or Go“, der ohne ihren Gesang tatsächlich nach Deniz Kurtel klingt.

Die Tracks auf „Nina Kraviz“ fallen auch durch ihre Kürze auf. Mit überwiegend um die vier Minuten wären sie alle wunderbar radiokompatibel, musikalisch bleiben sie jedoch vom Mainstream weit entfernt. Wie auch einer der schönsten Tracks des Albums „Turn On The Radio“, der mit schleppendem Beat und Ninas sexy Vocals unschuldig zu verführen weiß. Leider sind dreieinhalb Minuten viel zu kurz, weil man sich gerne so die Unendlichkeit vertonen lassen möchte.

Nina Kraviz hat mit ihrem Erstling weit mehr als „Pain In The Ass“ auf Albumlänge vorgelegt. Es ist ein entspanntes Debüt, das als Gesamtwerk hervorragend harmoniert und auch als solches gehört werden sollte. Es gibt keinen wirklich herausragenden Track, der alle anderen unter sich begräbt. Vielmehr variiert „Nina Kraviz“ grob vereinfacht zwischen Ambient, Deep und Chicago House, ist dabei aber noch viel mehr. Es ist ein Album, das ihre Vielseitigkeit zeigt und in dem sie selbstbewusst ihren eigenen Stil betont.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/nina_kraviz_nina_kraviz_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Walking In The Night feat. Hard Ton
  2. Aus feat. King Aus On The Mic
  3. Ghetto Kraviz
  4. Taxi Talk
  5. False Attraction
  6. Working
  7. Choices
  8. Love Or Go
  9. Best Friend
  10. 4 Ben
  11. Turn On The Radio
  12. Petr
  13. The Needle
  14. Fire

(Rekids)