Scuba – Personality

Scuba - Personality - Cover Was sich mit den Veröffentlichungen auf Hotflush und der Erschaffung seines zweiten Alias SCB als Techno-Identität andeutete, vollzieht Paul Rose alias Scuba auf seinem neuen Album „Personality“ so gut wie komplett: Dubstep? Fehlanzeige. Darauf wollte sich der Londoner aber sowieso nie festlegen, auch wenn seine vergangenen Veröffentlichungen und die von ihm organisierte Partyreihe „Sub:stance“ im Berghain mal mehr und mal weniger dafür sprachen.

Die neueste Single des Wahlberliners, „Adrenalin“, ist ein treibender, vor House nur so triefender Track, der noch vor der Album-Auskopplung „The Hope“ veröffentlicht wurde – und eben nicht unter dem Techno-Alias SCB, sondern als Scuba. Dieses Detail ließ schon darauf schließen, dass sich die beiden Persönlichkeiten von Paul Rose immer schwerer voneinander trennen lassen. Während sich bei den beiden Vorgängeralben Dubstep klar als Inspirationsquelle heraushören ließ, bedient sich Scuba für die Produktionen seines neuesten Streiches bei anderen Elektronikmusikgenres.

Auf „Personality“ besitzen nur drei Tracks eine durchgehende Bassdrum, während die Akzente beim Rest der Stücke mit Snaredrums auf dem zweiten und vierten Schlag liegen, was charakteristisch für den sogenannten Electro ist. Das Elektronikmusikgenre enstand Mitte der 1970er in den USA aus Funk und ist deshalb auch als „Electrofunk“ bekannt. Scuba nutzt dessen Beats als Grundgerüst für seine Tracks, was durchaus groovt und funky sein kann, wie zum Beispiel bei „July“. Auch wirkt es seltsam erfrischend, weil so klare Referenzen zum Electro doch eher eine Seltenheit darstellen. So gibt schon der Eröffnungstrack – passenderweise „Ignition Key“ (zu deutsch: Zündschlüssel) getauft – sowohl den Ton als auch die Stimmung des Albums vor. Nach einer düster gehaltenen Anfangssequenz rollt der Beat los und helle 80s-Synthies übernehmen das Ruder. Dem springt „Underbelly“ mit 4-to-the-floor und knatternden Geräuschen entgegen. Der Subbass setzt ein und es geschieht doch noch das fast schon unglaubliche – der Track gerät im letzten Drittel in Dubstep-Fahrwasser. Der Beat schafft den vielschichtigen, flirrenden Klangflächen Raum, in dem sie sich am Ende verlieren.

Oft klingen bei den Tracks, wie bei der Single-Auskopplung „The Hope“ oder „Action“, auch Trance-Einflüsse durch oder es geht wie bei „Cognitive Dissonance“ oder „NE1BUTU“ klar in Richtung Breakbeat. Letzteres erscheint mit seinen süßlich-euphorischen Klavierakkorden als Hommage an vergangene Rave-Tage, was vielleicht etwas lächerlich wirkt, aber auf jeden Fall Spaß macht.

Auch wenn „Personality“ durchaus kein schlechtes Album ist, klingen die teilweise stark an 80s-Pop erinnernden Stücke hin und wieder ein wenig zu glatt und unaufgeregt, sodass die Halbwertszeit leider kürzer ausfällt als man erwartet hatte. Trotzdem bleibt Scuba er selbst und verliert sich auch mit seinem dritten Langspieler nicht in Genrebegrenzungen, sondern sucht sein Heil vielmehr in der Electro-Beat-basierten Vielfalt. Am Ende bringt das auf jeden Fall tanzbare Unterhaltung.

Preview:

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Tracklist:

  1. Ignition Key
  2. Underbelly
  3. The Hope
  4. Dsy Chn
  5. July
  6. Action
  7. Cognitive Dissonance
  8. Gekko
  9. NE1BUTU
  10. Tulips
  11. If U Want