Musik 2020: Der Senat und die Beats

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In den letzten zehn Jahren ist Berlin für sein Clubleben und die lebendige Underground-Szene weltbekannt geworden. Den Offiziellen der Stadt gefällt’s: Das kreative und nächtliche Berlin findet sich in Image-Broschüren der Stadt und Wirtschaft wieder und lockt Touristen in die Stadt. Schließlich spülen sie ordentlich Geld in die Kassen, der Tourismus in Berlin ist seit Jahren eine Boom-Branche. Doch die Macher dieses Booms fühlen sich nicht unterstützt. Die Lobby der Berliner Musikwirtschaft bemängelt seit Jahren, dass für Clubs, Labels und Musiker an Unterstützung seitens der Stadt fehlt. Deshalb hatten ihre Mitglieder, mehr als 400 Unternehmen, vor der Wahl 2011 die Kampagne “Musik 2020 Berlin” ins Leben gerufen.

Berlin sollte als “Musikhauptstadt” nicht nur erhalten, sondern weiter aufgebaut werden, findet Lutz Leichsenring, Pressesprecher von “Musik 2020 Berlin”, der zusammen mit Eva Kiltz, Geschäftsführerin des VUT e.V., zum Gespräch im BLN.FM-Studio war. Das Positionspapier der Kampagne formuliert einige Vorschläge zur weiteren Entwicklung. Vertreter von Clubs sollten bei Stadtplanungen in der Innenstadt dabei sein, um von vornherein Probleme mit Anwohnern zu vermeiden. Geld solle locker gemacht werden, damit der Kulturstandort ordentlich vermarktet werden kann und die Bedürfnisse der Branche von Wissenschaftlern erforscht werden können. Insgesamt fordern die Vertreter der Clubs vom Senat zehn Millionen Euro als “Entwicklungshilfe”. Koordiniert werden solle das ganze durch ein “Musikboard”.

Zumindest die Einrichtung eines solchen Musikboards ist beschlossene Sache. Es wurde im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU vereinbart. In den Haushaltsplanungen für 2013 ist bereits eine Million Euro für den Posten vorgesehen, die Koordination liegt in der Senatskanzlei vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Doch noch weiß niemand so genau, wie sich dieses “Musikboard” zusammensetzt und wofür es genau Geld ausgeben soll. Soll es einen Ersatz für die abgesagte Musikmesse popkomm kreieren? Sollen darbende Clubs subventioniert werden? Der Senat will im Laufe des nächsten halben Jahres zusammen mit den Berliner Lobby-Verbänden beraten, wie diese “strategische Entwicklungshilfe” für Berlins Clubs und Labels aussehen kann.

Lutz Leichsenring von “Musik 2020” schwebt vor, dass Musikboard ähnlich wie das regionale Medienboard Berlin-Brandenburg zusammenzusetzen und agieren zu lassen. Dabei sollen jedoch nicht einzelne Projekte, Clubs und Künstler gefördert werden, sondern vor allem Rahmenbedingungen verbessert werden. Jungen Unternehmern und aufstrebenden Künstlern solle günstige Beratung angeboten werden, zudem solle das Musikboard bei der Vermittlung günstiger Mikrodarlehen helfen.

Das alles seien nur erste Vorschläge, stellt Leichsenring klar. Um die bunte Musikszene Berlins repräsentieren zu können, wollen die Music Commission und andere ab März offensiv um Ideen und Unterstützung werben. Auf ihrer Facebook-Seite ist zumindest schon mal viel los.

Hier gibt’s das Gespräch zum Nachhören:

[powerpress]

(Jens Baudisch, Jessica Schmidt, Alexander Koenitz)