Gonjasufi – Mu.zz.le

Knapp zwei Jahre nach dem Erscheinen des aufsehenerregenden „A Sufi And A Killer„, hat Gonjasufi, der eigentlich Sumach Ecks heißt, ein neues Album veröffentlicht. Zwar ist das Album nur unwesentlich länger als eine durchschnittliche EP, aber von der kurzen Spieldauer von gerade einmal 24 Minuten und 35 Sekunden sollte man nicht darauf schließen, dass man es hier nicht mit einem in sich geschlossenen Werk zu tun hat. Die Musik von Gonjasufi soll wehtun und unbequem sein. Die facettenreichen Ausdrücke von Wut, Aggression und dann nochmal Wut auf „A Sufi And A Killer“ sind auch auf „Mu.zz.le“ durchaus noch präsent, aber sie zeichnen sich eher wie Silhouetten hinter einem Vorhang aus neblig-düsteren Harmonieschwaden ab. Die Beats sind langsamer und verhallter geworden, als hätte man doch noch ein wenig Zeit gewonnen, bevor alles zusammenbricht – doch dann sind 24 Minuten auch schon wieder um und das Album ist aus und vorbei. Insofern ist die Kürze des Albums durchaus als Statement zu verstehen. Denn die einzelnen Tracks könnten gefühlt oft noch einmal um die Hälfte länger sein. Man wird regelmäßig vom nächsten Song überrascht.

Mu.zz.le wurde zu großen Teilen auf der letztjährigen Welttournee Gonjasufis geschrieben, „on the road“ also. Das kann man hören, die Songs entspringen meist kurzen Ideen, welche sich gut in die monotone und doch immer stressige Athmosphäre eines Tourbusses zurückdenken lassen. Alles an Mu.zz.le ist sehr weird und konfus, wurde aber gleichzeitig seltsam harmonisch und geschlossen produziert. Die Inspiration vom Hiphop ist noch stärker zu hören und bringt mehr rollende Beats mit sich, die scheinbar ziellos dahin rumpeln, während drumherum in bester Triphop-Manier nichts und doch alles passiert. Dazu besingt Eck die grotesken Probleme des modernen Menschen: Zwanghafte Gesellschaftlichkeit, die nicht vorhandene Freiheit des Geistes und der Rede (Muzzle = Maulkorb), sowie natürlich das Geld. „The Blame“ ist wahrscheinlich einer der musikalisch zugänglichsten Tracks auf dem Album und fasst gleichzeitig die Message von Mr. Ecks ziemlich treffend zusammen: „I can, they can, wanna taking aim at me / Staying so aimlessly, is so plain to see.“

Mu.zz.le ist voller kleiner Details und unvorhergesehener Wendungen. Allein der Übergang von dem surrealen Duett „Feedin´ Birds“ zu „Nickles And Dimes“ ist ein starkes Beispiel dafür: Noch beim dritten Mal hören dringen die beängstigend realistischen Geräusche spielender Kinder glasklar und urplötzlich durch den verzerrten Lärm in den Kopf der Hörer und sorgen dort für kurze Verwirrung. Während der bloße Umfang von „A Sufi And A Killer“ durch die Sperrigkeit der einzelnen Songs wirklich nicht einfach zu bewältigen war, kann man „Mu.zz.le“ natürlich viel einfacher durchhören und derartige Details einfacher verarbeiten und einordnen. Die einzelnen Songs haben mehr Platz, sich zu entfalten – oder besser: Sie hätten den Platz, denn voll zu entfalten scheint sich hier nicht alles. Manche Songs auf der Platte bleiben in ihrer Wirkung ein bisschen zu kurz angebunden und wirken unfertig. Man muss angesichts der sonst so durchdachten Produktion argumentieren, dass auch dies Teil des Konzepts ist, aber es irritiert trotzdem angesichts des Potentials, welches noch in den Songs zu stecken scheint. In dieser Hinsicht wird Mu.zz.le wohl etwas seltsam bleiben.

Preview:

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Tracklist

  1. White Pichetfence
  2. Feedin´Birds
  3. Nikels And Dimes
  4. Rubberband
  5. Venom
  6. Timeout
  7. Skin
  8. The Blame
  9. Blaksuit
  10. Sniffin´

(Warp)