Lächeln bitte, nicht zuschlagen!

Er wird als derjenige bezeichnet, der den amerikanischen Grundsatz der Meinungs- und Pressefreiheit bis zum Äußersten ausgereizt hat. Von Andy Warhol verehrt, von Jackie Kennedy verhasst, war Ron Galella der erste sogenannte Paparazzo, der den Stars pausenlos gefolgt ist und sie ohne Mitleid abgelichtet hat. Das C/O Berlin widmet ihm seit Anfang Dezember 2011 eine Ausstellung im ehemaligen Postfuhramt. BLN.FM war vor Ort, um nachzuprüfen, wie es aussieht, wenn all die berühmten Leute mal spontan in die Kamera blicken.

Galella wurde 1931 in der New Yorker Bronx geboren und war in jungen Jahren als Fotograf bei der US-Armee tätig. Dann zog er nach Los Angeles, um die dort ansässigen Stars hautnah zu erleben. Hemmunglos hat Galella geknipst, was ihm über den Weg lief – und bald überließ er diese Begegnungen nicht mehr dem Zufall, sondern ging auf die Jagd. Seine Auseinandersetzungen mit Jackie Kennedy etwa landeten vor Gericht. Marlon Brando brach ihm den Unterkiefer und schlug ihm fünf Zähne aus. Liz Taylor hingegen fügte mehrere seiner Bilder in ihre Autobiographie ein.

Galella lauerte Menschen auf, scheute sich nicht, ihnen zu folgen, sie im Restaurant beim Essen oder beim Knutschen zu stören. Galella hat den Begriff Paparazzo gleichsam geprägt. Und er hat die Beziehung zwischen dieser neuen Art von Presse und denjenigen, die auf den Bildern zu sehen sind, definiert. Das Eindringen in die Privatsphäre der Stars macht die Fotos so besonders – aber wo kollidiert freie Berichterstattung mit dem Recht auf Intimität? Viele Akteure des Showbusiness beteuern stets, es sei unerträglich, dauernd von Paparazzi umgeben zu sein, nutzen diesen Mechanismus aber insgeheim auch, um ihre Medienpräsenz zu verstärken.

In einem derart zweischneidigen Verhältnis stand schon Galella mit seinen Fotosubjekten. Auf die Vorwürfen, er würde einige von ihnen niemals in Ruhe lassen, antwortete er: „Wenn jemand sagt: ‚keine Fotos‘ – dann versuche ich keine mehr zu machen. Aber bevor er das sagt, mache ich so viele, wie ich kann. Das ist das Spiel.“ Bei Jackie O. aber wollte Galella anscheinend gar nicht aufhören. Ein Raum der Ausstellung ist fast exklusiv ihr gewidmet, die vielen Bilder zeugen von der Hartnäckigkeit, mit der Galella ihr gefolgt ist. Jackie O. wirkt erschöpft vom ständigen Weglaufen. Obwohl sie den Paparazzo zwei Mal vor Gericht brachte und nie ein Blatt vor den Mund nahm, um ihn zu verscheuchen, war sie Galellas Lieblingssubjekt.

Und genau darum ging es Galella: das Subjekt. Seine Fotos bestechen nicht durch den Rahmen oder die Lichtverhältnisse, sondern durch die Subjekte. Seine Vorgehensweise war daher auch nicht die der klassischen Boulevardpresse. Galella suchte nicht den Skandal, sondern den Anblick der Person, wenn sie ohne Vorwarnung seiner Kamera gegenüberstand und sich „einfach normal“ verhielt.

Ungefähr 130 Schwarz-Weiß-Bilder sind im C/O Berlin ausgestellt und in vier Segmente aufgeteilt: Performers, Nobles, Artists und Musicians. Alles was Rang und Namen besaß, hängt hier an den Wänden. Ob Liz Taylor in Abendgarderobe, Grace Jones quasi nackt im Studio 54 oder Brigitte Bardot im Bikini. Besonders interessant ist der Gesichtsausdruck der abgebildeten Personen. Manche sehen in die Kamera und reagieren auf Galella, manche bemerken ihn nicht und zeigen unverhoffte Gefühle, viele sind sichtlich genervt, ihn zu sehen. Man kennt sie alle, die Objekte von Galellas Begierde, meistens erkennt man die Bilder auch wieder – aber ihr Anblick fasziniert immer wieder aufs Neue.

Wir verlosen 2×2 Tickets für die Ausstellung „Ron Galella – Paparazzo Extraordinaire“ im C/O !

Klicke hier, um mit dem Kennwort „FLASH“ an der Verlosung teilzunehmen. Einsedeschluss ist der 19.02.2012 um 19:00.

Bis zum 26. Februar täglich von 11 bis 20 Uhr im C/O Berlin, Altes Postfuhramt, Oranienburger Straße 35/36, S-Bhf Oranienburger Straße. Eintritt: 10 €/ erm. 5 €