Ist Dubstep schon wieder tot? Von Produzenten im Emo-Look in den Mainstream getragen und dort elendig verreckt? Der Japaner Goth-Trad beweist mit „New Epoch“, seinem ersten Album auf Deep Medi Musik, zum Glück das Gegenteil.
Takeaki Maruyama alias Goth-Trad produzierte quasi Dubstep, bevor es diesen Namen bekam. 1998 begann er Musik zu machen, 2003 veröffentlichte er sein selbstbetiteltes Debüt auf Body Electric Records. Zwischendurch gründete er 2001 gemeinsam mit dem Bassisten Takeshi Akimoto die Rebel Familia, die sich auf Reggae Dub spezialisiert hatte. Aus dieser Zeit stammt auch ein Sample, das sich jetzt auf dem Album im schönen neuen Gewand präsentieren darf. Der Jamaikaner Max Romeo spendierte bereits für den Rebel Familia-Song „Zion Rise“ eine große Portion seiner fantastischen Stimme. Exakt diese Vocals verwendet Goth-Trad nun für die erste Single-Auskopplung „Babylon Fall“ und erzeugt damit ein perfektes Gemisch aus Reggae-Feeling und dezenten Dubstep-Wobs.
Und genau das macht die Qualität von „New Epoch“ aus: Es führt weg von den schrammeligen Wobwob-Klischees und beschreitet neue Wege, beweist den Mut, sich mit eingängigen Melodien zu paaren, und schlägt auch mal sanftere, fast subtile (Zwischen-)Töne an. Einzig „Airbreaker“ fährt noch die harte Schiene und Goth-Trad zeigt, dass auch ein klassisch aufgebauter Track von ihm ausreicht, um den Großteil der momentan herumschwirrenden Dub-Verirrungen in den Schatten zu stellen.
Umso mehr beeindrucken der Mut und der Variantenreichtum, die bei den restlichen Tracks unter Beweis gestellt werden. „Man In The Maze“, laut Goth-Trad von den Emotionen nach dem Erdbeben in Japan im März 2011 geprägt, erschafft mit der Hilfe von Streichern und hohen Pianoklängen eine erdrückend intensive Atmosphäre, der man sich kaum entziehen mag. Wenig später wird in „Walking Together“ leichthändig mit Jungle-Elementen gespielt, während der Bass Music-Vertreter „Mirage“ durch die Kombination aus dumpfen Grundbeat und lang gezogener Synthiemelodie stellenweise stark an „Blue Clouds“, den Opener des aktuellen Modeselektor-Albums, erinnert. Der namengebende letzte Track „New Epoch“ geht in eine ähnliche Richtung: Schnelle Conga-Klänge in der ersten Hälfte und angehnehm düster vor sich hin wabernde Soundschichten in der zweiten bilden einen mehr als gelungenen Abschluss.
Takeaki Maruyama wohnt immer noch in Japan und lässt sich von den Entwicklungen, die die elektronische Musik im Rest der Welt durchmacht, kaum beeinflussen. Vielleicht ist es gerade das, was „New Epoch“ zu so einer außergewöhnlich guten Arbeit macht und somit dem Dubstep eine ansehnliche Zukunft ermöglicht.
Preview :
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Tracklist:
- Man In The Maze
- Departure
- Cosmos
- Airbreaker
- Walking Together
- Strangers
- Babylon Fall (ft. Max Romeo)
- Anti-Grid
- Seeker
- Mirage
- New Epoch