Diese Woche hatte der eher unbekannte CDU-Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling seine fünf Minuten im Scheinwerferlicht der aufgeregten Öffentlichkeit. In einem Gastbeitrag im Handelsblatt legte das Mitglied der Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesellschaft“ seine Sicht auf die Auseinandersetzungen um Copyright-Abkommen wie ACTA und SOPA provokant dar. Sein Text wartet mit steilen Thesen, gewagten Zukunftsprognosen und einer klaren Kampfansage an die Allianz aus „digitalen Maoisten“ und kapitalstarken Monopolisten auf. Damit könnte der Rechtsanwalt aus Korschenbroich Piratenpartei und Google meinen.
Die Reaktion auf den Artikel war absehbar, auch weil Ansgar Heveling nicht an polemischen Angriffen auf Netzaktivisten sparte. Sie würden via Twitter narzisstisch ihre zweite Pubertät durchleben und rafften rein auf den eigenen Vorteil bedacht zusammen. Die Antwort folgte prompt: Hohn und Spott in sozialen Netzwerken, vor allem nachdem es recht schnell gelungen war, die Webpräsenz des Abgeordneten aus Westfalen dank seines sehr einfachen Paßwortes zu knacken. Ansgar Heveling im Auge eines shitstorms. Irgendwie alles sehr voraussehbar!
Hat Ansgar Heveling wirklich nicht mit den heftigen Reaktionen gerechnet? BLN.FM sagt er, er wollte mal sehen, wie schnell die Netzgemeinde funktioniert. “Ich habe da meine Erfahrungen gemacht, die ausgesprochen interessant sind.” Dass im Ergebnis seines “Selbstversuchs” seine Webseite geentert wurde, sieht Angar Heveling nur als Nachweis, dass im Netz zivile Umgangsformen und “bürgerlichen Werte” verwirklicht werden müssten. Auch eine Seite, die mit einem leicht zu erratenden Passwort geschützt ist, sollte nicht feindlich übernommen werden. Aber hat er mit seiner teils beleidigenden Polemik nicht selbst schon die Regeln des kommunikativen Miteinanders verletzt?