„Das was Du siehst, ist was Du kriegst“ – auf diese Art kann man sich als Club auch vermarkten. Im What You See Is What You Get sind wir nicht bei „Wünsch dir was!“, sondern quasi bei „So isses“. Die neue Location, kurz WYSIWYG und der Einfachheit halber bereits inoffiziell unter Clubgängern in „Wirsing“ umgetauft, hat in der Revaler Straße in Berlin-Friedrichshain eröffnet. Das Konzept vereint Galerie und Club, eine Bar gehört selbstverständlich auch dazu. BLN.FM hat sich mit Dorian Mazurek aka Dieter Polen, einer der beiden Betreiber, vor Ort umgesehen.
Die Bar im NYC-Loft-Stil befindet sich hinter einem kleinen Hof und verwinkelten Ausstellungsräumen. Ganz verblasst ist der verwahrloste Autohof hinter der frischen Farbe noch nicht, der leichte industrielle Beigeschmack täuscht nicht. Von der Bar aus geht es einen Gang entlang, deren Decke mit wellenartigen, buntbestrahlten Elementen verziert ist. Sie sind wie vieles andere auch in monatelanger Arbeit selbstgebaut worden. Das DJ-Pult und eine der Sitzgelegenheiten sind auf Rädern montiert, um die Räume in kurzer Zeit in eine Galerie umwandeln zu können. „Man kann sein Gehirn an der Tür abgeben, aber wenn Du Bock hast, kannst Du es auch gleich wieder einstecken und Dir ’ne Ausstellung angucken“, sagt Dorian. Es soll nicht nur getanzt werden, ab und an will Dieter Polen die Tischtennisplatten rausholen oder die Räume für Diskussionsveranstaltungen nutzen.
Dorian und seine Partner wollen dass sich Kunst und Party die Räume der ehemaligen Autowerkstatt teilen ohne sich gegenseitig zu verdrängen. Mit diesem Konzept sind die Jungs derzeit nicht die einzigen. Dorian sieht bei seinem Laden den Unterschied darin, dass weder die Musik hinter der Kunst verschwindet, noch die Kunst zur Verzierung der Parties dienen soll: „…auf der Tanzfläche sollst Du tanzen. Punkt.“
Das Musikprogramm soll klar definiert sein und es gibt mal schnörkellosen Techno, saftigen House oder entspannte Jazz-Abende: Für eines ist das WYSIWYG allerdings nicht zu haben, stellt Dorian klar: “Kein Glitzer, keine Trompeten”. Ende Januar startete bereits die erste Veranstaltungsreihe namens “Eeeeeek The Beats” mit den House-Newcomern No Artificial Colours aus Großbritannien. Booker James Docwra liegt will den Schwerpunkt der monatlichen Party auf Deep House von noch eher unbekannten Künstlern aus USA und Großbritannien setzen.
Einmal pro Woche treten außerdem die Klangsucht-Residents wie Sven Dohse, Whatyes, Audio Is Guilty oder Marro auf. Mittwochs gibt es “Stolen Bikes Ride Faster”, wo es musikalisch nicht ganz so auserwählt zur Sache geht und auch mal 80er auf die Ohren kommen können, sagt er. Geplant sind auch ein Kino-Abend am Montag und sonntags “Komm mal runter und iss Suppe”, um gechillt das Wochenende ausklingen zu lassen.
Seit 13 Jahren gehört Dorian zur Klangsucht-Crew und hat schon viele Parties organisiert, aber immer nur an Orten, wo andere das Sagen haben. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, selbst ein eigenes Projekt umzusetzen, sagt er.
Authentisch und kreativ hat das Team des WYSIWYG einen Ort geschaffen, der Abwechslung zu den Nachbarn Morlox, Rosi’s oder RAW-Tempel in der Revaler Straße bietet. Die Ansprüche sind hoch, der Ansatz trotzdem bodenständig. Wie auch immer das „What you see is what you get“ beim Publikum ankommt, Dorian ergänzt, dass sich bei diesem Clubnamen „keiner mehr beschweren kann, wenn ihm die Party nicht gefallen hat.“ Also am Besten selbst mal nachschauen!
Das BLN.FM-Interview mit Dorian vom „WYSIWYG“:
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(mit Matthias Hummelsiep)