Einen bodenständigeren nordischen Namen als Hans-Peter Lindstrøm kann man sich wohl kaum vorstellen. Umso schöner ist es, dass Lindstrøm nicht einen entsprechenden Karrierepfad eingeschlagen hat, sondern die Welt seit 2003 mit seiner Musik beglückt. Nachdem er vor zwei Jahren gemeinsam mit Christabelle ein Album auf den Markt brachte, kommt mit „Six Cups Of Rebel“ nun eine neue Soloplatte.
Lindstrøm startet mit „No Release“, einer von Kirchenorgeln und einer feierlich-sakralen Stimmung getragenen Nummer, die sich kontinuierlich aufbaut, verdichtet und schließlich abbricht, ohne den ungeduldig erwarteten Höhepunkt abzuliefern. Die Sounddichte fällt auch bei „De Javu“ sofort ins Auge beziehungsweise Ohr. Die geschickt eingesetzten Vocals – Lindstrøm arbeitet hier das erste Mal in seiner Solokarriere überhaupt mit Gesang und stellt sich dafür höchstpersönlich an das Mikro – werden zum Teil der Musik und die Kombination aus Garage House und klassischem Disco-Einfluss macht das Ganze zu einer tanzbaren Geschichte. Die fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Tracks machen deutlich, dass dieses Album auch als solches angehört werden soll. Gleichzeitig erfüllt Lindstrøm den Anspruch, den man an elektronische Musik außerhalb von Ambient und Co. hat: Die verschiedenen Nummern funktionieren auch außerhalb des Albumkonzepts und ziehen jede auf ihre eigene Art und Weise auf die Tanzfläche. „Quiet Place To Live“, inhaltlich die Anti-Party-Hymne schlechthin, entpuppt sich als erstklassiker Floorfiller, der sich durch punktuellen Blechbläsereinsatz, einige markante Cosmic Music-Elemente und die mantra-ähnliche Wiederholung des Satzes „All I want is a quiet place to live“ ohne Bedenken die Auszeichnung Hit anheften darf. Das zehn Minuten-Outro „Hina“ bildet einen sphärischen Ausklang und schließt mit seinem Orgel-Ende den Album-Kreis, so dass man sofort und ungehindert wieder von vorne mit dem Hören beginnen kann und möchte.
In „Six Cups Of Rebel“ erinnert stellenweise nicht mehr viel an den früheren Lindstrøm, der mit Stücken wie „I feel Space“ überzeugte. Gemeinsamer Nenner von Neu und Alt ist das Gespür für Rhythmen und der gekonnte Einsatz von Instrumenten und Sounds aller Art. Keiner der langen Tracks wirkt auch nur für eine Sekunde langweilig, das Album macht durchgehend Spaß. Mit seiner Bewegung Richtung Discosound der 80er-Jahre wird Lindstrøm massenkompatibler und somit stehen die Chancen gut, dass die Hörerschaft des Norwegers weiter wächst. Das hätte er durchaus verdient.
Preview :
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Tracklist:
- No Release
- De Javu
- Magik
- Quiet Place To Live
- Call Me Anytime
- Six Cups Of Rebel
- Hina