Es gibt zwei Dinge, die während der Berliner Modewoche Mangelware sind: Veranstaltungen für alle und Männermode. Die in Berlin lebende und arbeitende Modedesignerin Aurelia Paumelle aus Frankreich hat es am letzten Tag der Fashion Week geschafft, beides zu kombinieren. Oben drauf gab es Foto- und Videokunst, gute DJs, Live-Musik und warme Suppe.
Das Wichtigste war aber: Aurelia Paumelle schafft es mit ihrer zweiten Kollektion und ersten Modenschau während der Berliner Modewoche Pariser Eleganz, handwerkliche Qualität und den roughen Berliner Berghain-Chic zu verbinden. Nachdem ihre letzte Männerkollektion noch schlichter, von gedeckten Farben geprägt und etwas zurückhaltender war, zeigte die Showkollektion „l’Ardeur“ viel Haut, Transparenz und Inspirationen aus der queeren Techno-Subkultur in Berlin.
Die Farben Grau und Schwarz dominieren. Grobe Stoffe, Gehäkeltes, transparente, aber auch düster-schimmernde Spezialeffekte hinterlassen einen starken Eindruck. Auffallend war die hohe Verarbeitungsqualität, die sicher auch der soliden Ausbildung von Aurelia Paumelle an der renommierten Ecole de la Chambre Syndicale de la Haute Couture Parisienne zuzuschreiben ist. Besonders gefielen die Hosen, die unter anderem mit traditionellen Anzugmaterialien, grauen und teils schweren Stoffen eine wunderschöne Symbiose aus maskuliner Eleganz und Berliner Straßen-Mode darstellen: „Jogging-Hose meets Hugo Boss“ sozusagen.
Nach ihrer Ausbildung arbeitete Aurelia Paumelle in so bekannten Häusern wie Loulou de la Falaise, Balenciaga, Rykiel, Vanessa Bruno oder Yves St. Laurent und entschied sich nach sechs Jahren im Pariser Elfenbeinturm der Frauen-Mode für neue Herausforderungen und die Männermode in Berlin. Das Label A.P. und Aurelia Paumelle sind damit sowohl ein Symbol für den Zustand der Modestadt Berlin, als auch eine Hoffnung für elegante, avantgardistische Männermode aus Berlin.
(Fotos: Simon Hennke)