Genug geschockt!

Bärtige Models beiderlei Geschlechts mit riesigen Conehead-Glatzen, Latexsocken und Balkenaugenbrauen – der Designer Patrick Mohr schockte in der Vergangenheit mit diversen Tabubrüchen. Auch diesen Winter erwartete man wieder etwas, das die Nerven kitzelte. Vergeblich. Auf der Fashion Week zeigte der gebürtige Münchener mit den asketischen Wangenknochen eine gemäßigtere Kollektion: keine Spur von der Moderebellion der vergangenen Jahre.

Patrick Mohr. Foto: Dani Doege

Den neuen Ansatz hätte man bereits aus dem Motto „Newborn Identities“ herauslesen können. Dass die Kollektion jedoch eher ins Sportlich-Elegante als ins Avantgardistische geht, war eine Überraschung. Was bleibt, ist das charakteristische Dreieck, das sich auch im Logo des Designers findet. Als Accessoire, gedruckt oder aufgenäht, war es an diversen Kleidungsstücken zu sehen. Es ist Anleihe aus den 1980ern  wie auch andere geometrische Formen, die Mantelfutter oder Pullover schmücken. Farblich werden Beige- und Sandtöne und Schwarz-Rot-Marineblau bedient.

Patrick Mohr. Foto: Dani Doege

Eine Besonderheit sind Röcke, die sich vorne als Mini und hinten als knielanger Rock präsentieren. Die Hosen sind häufig 3/4-lang, teilweise Chinos und werden mit Tops kombiniert, die an der Hüfte locker von einem Band gebunden sind. Neben XXL-Rundschals werden dazu Schals mit dünn auslaufenden Zipfelenden getragen und solche, die als lustiges Detail Taschen an den Enden haben. Patrick Mohr. Foto: Dani Doege

Von lässiger Gemütlichkeit zeugen neben den weiten Schnitten die natürlichen Materialien. Man kann sich gut vorstellen, dass es sich hier nicht um Mode handelt, die beim Nachhausekommen sofort gegen den Pyjama eingetauscht werden muss. Die Verwandtschaft des Overall mit dem Pyjama ist schließlich nicht allzu entfernt. Patrick Mohrs Version eines Jumpsuit mit einem feinen geometrischen Dreiecksmuster ist auf jeden Fall einer der Höhepunkte der neuen Kollektion, auch, weil er partytauglich ist. Weite Oberteile zu engen Unterteilen sind ein weiterer Trend aus den 1980ern, an den der Designer anknüpft. Hierbei werden die gestalterisch oft vernachlässigten Leggins mit Dreiecken auf den Knien geziert.

Patrick Mohr. Foto: Dani Doege

Wer denkt, Patrick Mohr persönlich sei mit der, wie er sie bezeichnet, „erwachsenen Kollektion“ zur Ruhe gekommen, der irrt. Vielmehr könnte es als Wink mit dem Zaunpfahl gesehen werden, dass Mohr endlich raus aus Berlin und auf die großen Laufstege im Ausland will. Mal sehen, ob das klappt.

Für BLN.FM interviewte Agata Waleczek den Designer Patrick Mohr:

http://soundcloud.com/bln-fm-interviews/interview-mit-patrick-mohr

(Fotos: Dani Doege)