Oval – OvalDNA

Die DNA – eine verzwirbelte Doppelhelix, die als Basis des Seins gilt. Wer sein Album so nennt, weckt große Erwartungen. Markus Popp aka Oval scheint sich dieser Erwartungshaltung bewusst zu sein und liefert mit „OvalDNA“ ein Werk ab, das der Komplexität der Erbinformationen locker das Wasser reichen kann.

Nach fast 20 Jahren Aktivität im Musikgeschäft ist die Zeit für eine Oval-Werkschau mehr als reif. Deshalb sind gut die Hälfte der 25 Tracks des Albums bereits veröffentlichte, wenn auch teilweise rare Stücke des Wahlberliners. Doch Popp ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern setzt noch einen drauf. Neben den neuen Titeln auf der Haupt-CD gibt es zusätzlich noch eine DVD-ROM, auf der weitere 10 Bonustracks, eine Producersoftware, eine Dokumentation und vor allem über 2000 Soundfiles von Oval zu finden sind. Musik als Open Source-Produkt zum daheim Nachbasteln, Nachvollziehen, Ausprobieren und Umgestalten ist ein Konzept mit Zukunftspotenzial.

Musikalisch ist Oval untrennbar mit dem Genrebegriff des Glitch verbunden. Als omnipräsentes Schlagwort begleitet es das Schaffen des Künstlers von Anfang an. Hier geht es um Akustikdesign statt um handfeste Musik, einzelne Klänge statt Rhythmus, Collagen statt durchkomponierte Songs. Diese Komponenten dienen als Bindeglieder zwischen den Tracks, die sich bei genauem Hinhören stark unterscheiden. „Alpen“ überzeugt mit zartem, hohem Hintergrundgeklimper, das permanent durch ein Knattern und Piepen gestört wird. Stören ist das Stichwort für „Savvy“, einen Geräuschbrei, aus dem ab und zu einzelne Töne hervorstechen, die man nicht alle auf Anhieb zuordnen kann. Jedes Hören birgt so eine neue Erfahrung. Interessant ist, dass besonders die Tracks aus dem 1997er Album „Iso Fabric“ auffallen. Während „70 Kino“ die Spielart Clicks & Cuts vollends ausreizt und mit sekundenlangen Pausen arbeitet, zeigt das an Videospielmusik erinnernde „Eigentlichen 2.0“ bereits, dass Oval auch durchaus ein Herz für minimalistische Melodien hat. Diese Tendenz wird in den neuen Stücken eindeutig bestätigt. „Pockyrocky“, „Kasino“ und „Heroci“ arbeiten mit fast schon eingängigen Tonfolgen, Rhythmus ist nicht länger ein Fremdwort und an einigen Stelle glaubt man, „richtige“ Instrumente zu vernehmen. „In + Love“ erscheint mit seinem konstant schnelleren Tempo in dieser Ambient mit Störfaktor-Umgebung sogar beinahe tanzbar.

Die Lücke zwischen analoger und digitaler Kunst zu schließen ist eines der Hauptanliegen Ovals und die Tatsache, dass die einzelnen Tracks rein technisch betrachtet gar nicht immer so leicht einer bestimmten Schaffensphase zuzuordnen sind, zeigt, dass Popp sich auf dem richtigen Weg befindet. Trotz der Kürze der Stücke gelingt es ihm doch jedes Mal aufs Neue, auf eine gebündelte Art und Weise dichte Atmosphären zu schaffen. Es ist mit Spannung zu erwarten, wo ihn die nächsten 20 Jahre hinführen werden.

Preview (Auswahl):

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Tracklist:

  1.   Quito
  2.   Kasino
  3.   Tweakk
  4.   Australasia
  5.   Credit Line
  6.   Mare Fax
  7.   Heroci
  8.   Octaeder 0.2
  9.   70 kino
  10.   Alpen
  11.   Mersey
  12.   In + Love
  13.   Stealth
  14.   Gegenlesen
  15.   Savvy
  16.   Eigentlichen 2.0
  17.   Doku_Drama
  18.   Breeno
  19.   I
  20.   Flageo
  21.   Whypunkt
  22.   Instantan 1+2
  23.   Pockyrocky
  24.   IV
  25.   Op