Mit viel Phantasie glich Karlotta Wildes Studiopräsentation einer ästhetisierten Massenexekution. In zwei Reihen hängen kopflose Schaufensterpuppen von den Decken, auf die angrenzende Wand wird eine im durch Landschaften irrende Frau projiziert. Wenn auch nicht räumlich, so ist sie sich wenigstens in puncto modischer Orientierung sicher: Sie trägt „Karlotta Wilde“ und bietet dem Besucher die Möglichkeit, die Mode an einem Menschen zu sehen.
Trotz der dramatischen Hängung strahlt die Inszenierung erhabene Ruhe aus. Die Hamburger Designerin macht eine auf den ersten Blick unkomplizierte Mode, die erst bei genauerem Hinsehen ihre Raffinesse verrät. Deshalb zahlt sich die Positionierung der Installation in nächster Nähe zum Betrachter aus. So sieht man nicht nur, wie dies beim Runway der Fall wäre, ob die Schnitte und Farben stimmen, sondern bekommt einen Eindruck von der Qualität der Materialien. Markenzeichen der Winterkollektion sind federleichte Überwürfe aus transparentem Innenfutter mit unvernähten Säumen.
Wer ganz genau hinsieht, erkennt hier und da minimalistische Stoffstreifenapplikationen in schrillem Grün. Ein besonderer Hingucker, wenn man bedenkt, dass auf der Farbskala eher gedämpfte Schwarz-, Grau- und Beigetöne regieren. Hier und da ist sogar Weiß zu sehen, dass sich mit den anderen hellen Farben zu den dunkleren im starken Kontrast absetzt.
Kreatives Detail: Die relativ schlichten Minikleider in „A-Linie“ werden mit futuristischen Metallic-Spangen in der Taille wirkungsvoll akzentuiert. Bei den Oberteilen wird die Silhouette durch spitze Schultern definiert. Darunter blitzt plissierter Organza hervor. Schön, jedoch ein wenig unpraktisch, wirken am Rücken offen gehaltene, geschlitzte Oberteile. Dazu werden bodenlange Röcke oder Hosen kombiniert.
Durch die Kombination fester mit fließenden Materialien entsteht feenhaft-wintertaugliche Mode, die vor allem durch ihre Schlichtheit zu fast jeder Gelegenheit tragbar ist.
(Fotos: Dani Doege)