Der Rost an meinen Kleidern

Eine leerstehende Fabrik mit abblätternder Wandfarbe, feuchten, dunklen Ecken und rostigem Metall – das wäre die perfekte Kulisse für juliaandbens Mode. Das Zelt am Pariser Platz kann mit solch industriellem Charme nicht aufwarten. Das düstere Studio ist dafür eine definitiv bessere Wahl für Julia Heuses neue Kollektion als der Runway.

Juliaandben. Foto: http://www.dailyimpulse.de

Nach und nach laufen zu wummernder Musik weibliche und männliche Models über den Catwalk. In ihrer Mitte thront wirkungsvoll platziert ein weibliches Model, an dessen Körper grobe Strickware in Schwarz und Weiß drapiert ist. Zu sehen sind die für juliaandben typischen gesetzten Farben und auch der in einem speziellen Verfahren mit Rost bearbeitete Stoff.

Juliaandben. Foto: http://besten.welt.de/fashionblog

Julia Heuse setzt mit der Winterkollektion 2012/13 ganz praktisch auf gröbere Stoffe. Teilweise setzen sich feinere Materialien, wie bei den Kleidern, gegen Wolle und Mantelstoff ab. Auch der komfortable und unübertriebene Einsatz asymmetrischer Schnitte verrät wie wichtig Tragbarkeit für die Designerin ist. Überlängen bei den Kleidern und unbetonte Taillen und Dekolletées verleihen der weiblichen Mode einen androgynen Touch, am Oberkörper mehrfach geschlitzte Oberteile bei den Herren würzen das Ganze mit Sexyness: juliaandben betreiben meisterhaft unaufdringliches Fashion-Gendering. Die Entwürfe bewegen sich lässig zwischen Eleganz und Coolness, wobei sie ausgesprochen alltagstauglich wirken. juliaandben ist ziemlich coole Großstadtmode gelungen, oft an der Grenze zum Unisex.

Juliaandben. Foto: http://www.dariocuci.com

 

Wir trafen Julia Heuse backstage zum Interview:

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