Finnland von seiner düstersten Seite: Ein Baum, an dem sich seit über fünf Generationen Menschen erhängt haben, ist in Jannes Dorf die Hauptattraktion. Sonst gibt es nur wochenlang Dunkelheit und Eiseskälte. Kein Wunder also, dass der Verlust des Zugangs zum Satellitenempfang einem Super-GAU gleichkommt.
Mit einem augenzwinkernden Blick auf Lappland und seinen fernsehbesessenen Bewohnern bastelt Regisseur Dome Karukoski mit „Helden des Polarkreises“ ein skurilles Roadmovie mit drei Chaoten, die von einer Katastrophe in die nächste schlittern. Die eigentliche Hauptrolle spielt jedoch ein Digitalreceiver. Den sollte Janne (Jussi Vatanen) von dem Geld kaufen, das ihm seine Freundin Inari (Pamelo Tola) gegeben hat. Zu dumm nur, dass er das Geld versehentlich in Bier investiert hat. Also setzt sie ihm ein Ultimatum, das Gerät zu beschaffen, sonst mache sie mit ihm Schluss. Als wenn das nicht schon genug wäre, steht ihr reicher Ex schon parat, falls Janne scheitern sollte.
Zwar hat Janne weder Geld noch Auto, aber gute Freunde und jede Menge Ideen, um die Trennung abzuwenden. Egal was die Nacht bringen mag: Janne weiß, dass er heldenhaft ein digitales Empfangsgerät nach Hause tragen wird. Kurz entschlossen rast er gemeinsam mit seinen Kumpels Ralle (Timo Lavikainen) und Kanne (Jasper Pääkkönen) los auf eine Odyssee durch das Land des Polarkreises. Dome Karukoski lässt kein finnisches Klischee aus und wartet nicht nur mit Elch, finnischer Sauna, sehr viel Schnee und betrunkenen Russen auf , sondern auch mit skurrilen Elementen, wie einem gefährlich liebeshungrigen Unterwasserrugbyteam. Nebenbei werden aus den drei Jungs wirkliche „Helden des Polarkreises“, die sich aus jeder noch so verzwickten Lage zu befreien wissen.
„Helden des Polarkreises“ ist eine Geschichte über Freundschaft, die wahre Liebe und das Erwachsen werden: Das Ziel scheint anfangs für alle drei das gleiche zu sein: Möglichst schnell mit der heiß ersehnten Beute nach Hause zu kehren. Doch je länger die drei unterwegs sind, desto klarer werden sie sich über ihre wirklichen Wünsche. Werden Janne, Ralle und Kanne ihr Glück finden?
Aus technischer Sicht überzeugt der Film vor allem durch seine Kameraführung. Wie es sich für einen Jungs-Roadmovie gehört, beschränken sich die Dialoge auf das Nötigste – die Action steht schließlich im Vordergrund. Karukoski setzt auf altbewährte Techniken der Komödie und stellt Situationen nicht nur überzogen dar, sondern erhöht gleichzeitig das Erzähltempo, so dass sich selbst pedantische Kinobesuchende das Lachen nicht verkneifen können. Finnland wird hier nicht von seiner besten, aber seiner wohl liebenswertesten Seite gezeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Held. “Helden des Polarkreises“ ist Popcornkino für Menschen, die von Teeniekomödien schon lange genug haben, sich aber insgeheim doch wieder in die Zeit zurücksehnen, in der ein Apfelkuchen („American Pie“) für große Lacher sorgte.
Helden des Polarkreises, Komödie, Finnland 2010, 92 min, ab 12.01.11 im Cinestar Hellersdorf, UCI Friedrichshain und Cinemaxx Potsdamer Platz