Casiokids – Aabenbaringen Over Aaskammen

casiokids_aabenbaringen over aaskammen Aus Bergen, der heimlichen Musikhauptstadt Norwegens, kommen die Casiokids.
Schon allein mit ihren norwegischsprachigen Liedtexten fallen sie aus dem Rahmen der anglophon geprägten Popmusikwelt. Dementsprechend groß ist die Resonanz in ihrem Heimatland – mit ihrem dritten Longplayer sind sie erstmals für den norwegischen Grammy „Spellemannprisen“ (Verleihung am 14.01.2012 in Oslo) in der Kategorie „Elektronika“ nominiert. Genau zwei Tage später ist ihr neues Album „Aabenbaringen Over Aaskammen“ in Deutschland erhältlich, auf dem sie eine bunte, effektgeladene Mischung elektronischer Klangperlen vorlegen.

Nach dem Einstieg mit professionellem Notensatz und zarten Klängen eines Kammerorchesters offenbart sich ein erstes Highlight: „Det Haster!“ sind vier Minuten voll witzelnder und spitzfindiger Elemente. Stampfende Rhythmen treffen auf zitternde und verzerrte Synthie-Schleifen. Mittendrin findet sich ein Streichersatz in Stakkato und eine markante Basslinie. Das zugehörige Musikvideo ist übrigens ebenfalls nominiert für den norwegischen Grammy, als „Bestes Video des Jahres“.

Im Refrain des folgenden Tracks „Dresinen“ heulen die Slides einer E-Gitarre um die Wette mit den hohen Stimmen von Ketil Kinden Endresen und Fredrik Vogsborg. Der Sound dröhnt, die Rückkopplung ist perfekt, vor dem Mitgröhlen ist keiner gewappnet. Es folgt eine eingängige, fanfarenartige Eröffnungsmelodie für die Olympischen Spiele unserer Fantasie („Olympiske Leker“). Diese wird gleichzeitig von Glocken, Triangel, Klangstäben und Metallophon lieblich umspielt.

Und so geht es weiter: Track für Track reiht sich eine harmonische, muntere Tonfolge an die nächste. Das klingt sehr warm und verspielt, was die Herren aus dem Land der Fjorde und der Winterkälte zustande bringen. Dabei waren sie nicht immer alleine: In letzter Sekunde gab es etwa für den Track „Selskapets triste avslutning“ kreativen Input und Feedback von Kevin Barnes, Frontmann der experimentellen Indie-Band Of Montreal, der während der Aufnahmen in Bergen weilte.

Es zeigen sich weitere deutliche Einflüsse, auch wenn der Casio-Sound trotzdem eigenständig und neuartig ist. „Elefantenes hemmelige gravplass“ beispielsweise ist ein würdevoller Song mit Retro-Charakter. Der regelmäßige Schlag der schrillen Snare-Drum, der insgesamt ruhige Gesamtklang, ein gemächliches Tempo sowie metallisch klingende Synthies wecken Erinnerungen an die Ästhetik von 80er-Jahre-Songs – exemplarisch dafür sind „Ella Elle L’a“ von France Gall, „Are ‚Friends‘ Electric“ oder „Cars“ von Gary Numan.

Die Casiokids überzeugen auf ihrem Album durchweg mit nuancierter Percussion. Verschiedensten Instrumenten entlocken sie unglaublich herzliche Melodien. Der Titel der abschließenden Ballade „Aldri ska me ha det gøy“ verleiht dem Song eine ernste, vielleicht auch selbstironische Botschaft: „Wir werden nie mehr Spaß haben“. Der Refrain jedoch wiegt den Hörer mit nur einem norwegischen Wort (Aldri, aldri, aldri – zu deutsch: niemals, niemals, niemals) süßlich in den Schlaf. Welch ein melodiöser Abgang!

Preview :

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Tracklist:

  1. Aabenbaringen over aaskammen
  2. Det haster!
  3. Dresinen
  4. Golden Years
  5. Olympiske Leker
  6. Selskapets triste avslutning
  7. Elefantenes hemmelige gravplass
  8. Kaskaden
  9. London Zoo
  10. Aldri ska me ha det gøy

(Moshi Moshi Records)