Früher befanden sich dort Industrie und Lagerhallen, doch seit 2001 wird im Rahmen des Mediaspree-Projektes geplant, das Spreeufer in Berlin-Kreuzberg umzubauen. Gleichzeitig entstanden im letzten Jahrzehnt an beiden Seiten der Spree Bars und Clubs, die neues Leben in Räume brachten, die teilweise lange leer standen.
Angesichts laufender Investoren-Planungen starteten die Organisatoren von „Mediaspree Versenken“ 2011 einen Ideenaufruf und luden Berliner ein, ihre eigenen Vorstellungen für die Zukunft des etwa 3,5 Kilometer langen Spreeufer-Abschnitts einzureichen. Die Ergebnisse des Ideenaufrufs sind noch bis zum 27. Januar 2012 im Rathaus Berlin-Kreuzberg zu besichtigen.
Wirklich überraschen können nur wenige der Beiträge. Am innovativsten ist ein Vorschlag, einen kleinen „Peace“-Hügel mit unterirdischen Räumen für Kulturveranstaltungen einzurichten, der von einem „Familienpark“ umgeben ist. Ein anderer Vorschlag sieht vor, den denkmalgeschützten Viktoriaspeicher auf dem ehemaligen Gelände der Berliner Hafen- und Lagergesellschaft (BeHaLa) in ein großes Studentenwohnheim umzubauen. Die Mehrheit der übrigen Vorschläge ähnelt sich: Sie schlagen eine Mischung von Wohnräumen und Kultureinrichtungen vor, die von Grünflächen umgeben sein sollen. Fast alle Beiträge akzeptieren dabei die Forderung von „Mediaspree Versenken“, 50 Meter Abstand zwischen Gebäuden und Spreeufer einzuhalten, um der Öffentlichkeit den Zugang zum Fluss zu sichern.
Doch was bringen interessante Alternativen, wenn Investoren und Politik nicht auf sie eingehen? Denn das Schicksal des ersten Grundstücks – das, auf dem der Viktoriaspeicher steht – wurde anscheinend schon besiegelt. Ein Investor hat das Gelände bereits im Herbst 2011 erworben. Die verkaufende BeHaLa gehört zwar dem Land Berlin, kann aber selbst entscheiden, an wen und in welchem Verfahren sie ihre Grundstücke veräußert.
Bürgerbeteiligung, die vom Bezirk bei der Ausstellungseröffnung noch hoch gelobt wurde, droht damit zur Farce zu werden. „Mediaspree Versenken“-Aktivisten sprechen bereits davon, dass mühsam aufgebautes Vertrauen durch den Ausschluss der Öffentlichkeit bei solchen Vorgängen wieder verloren gehe. Gerade die Intransparenz von Planungen war einer ihrer größten Kritikpunkte am Mediaspree-Projekt. Auch beim nun erfolgten Verkauf des Viktoriaspeicher-Grundstücks wurden die Anwohner nicht einbezogen. Vertreter von „Mediaspree Versenken“ fordern weiterhin ein öffentliches Verfahren und hoffen, dass die Bürgerbeteiligung ernster genommen wird.
Doch auch im Rathaus Berlin-Kreuzberg wirkt die Ausstellung ein bisschen vernachlässigt, der großen Aufregung zum Trotz, die das das Mediaspree-Projekt in den letzten Jahren erregt hat. Die Entwürfe der Bürgerinnen und Bürger hängen etwas unscheinbar an drei Säulen im ersten Obergeschoss des Rathauses.
Ideenaufruf Kreuzberger Ufer – Ergebnisse der 11 Monate des offenen Ideenaufrufs: bis zum 27.01.2012 im Rathaus Kreuzberg, Yorckstraße 4-11, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Mehringdamm