Contagious Orgasm – Escape

Es ist schon eine kleine Glanzleistung für sich, seit 25 Jahren bis zu sechs Alben jährlich zu veröffentlichen und sich nur im kleinsten Kreis von Hardcore-Noise-Fans einen Namen zu machen. Von einem Herren namens Hiroshi Hashimoto ist die Rede. Mit seinem Musikprojekt Contagious Orgasm kann der Japaner einen phänomenalen Backkatalog von 39 LPs dokumentieren. Sein aktuelles Album „Escape“, das auf Ant-Zen erscheint, könnte eine kleine Ausnahmeerscheinung in dieser etwas unübersichtlichen Liste darstellen, denn ganz so unzugänglich sind die neun Tracks im Vergleich zu früheren Werken – oder zumindest den Teil davon, den wir uns anhören konnten – nicht.

Einfache Musik ist das hier dennoch keineswegs – nach gewöhnlichen Songstrukturen, Rhythmen oder gar Melodien wird man hier vergeblich suchen. Industrial, Techno, Power Electronics, Trip-Hop oder Noise sind weiterhin die Zutaten, an denen sich Hashimoto großzügig bedient. Die Raffinesse macht in diesem Fall der Zusatz von atmosphärischen Sounds aus, der an einigen Stellen sogar als Dark Ambient bezeichnet werden könnte.

So werden beispielsweise auf „From The Rear“ unterschiedlich dicke Schichten von Orgel-Synthies, Perkussionen oder Drone Sounds so geschickt überlagert, dass ein nahezu klarer Klang entsteht. Noch klarer geht es auf „Trisect“, dem zweifellosen Highlight des Albums zu: Was als geniale Drill’n’Bass-Nummer beginnt, endet als beatlastiger IDM-Apparat, der von einem Insekten-Sound ferngesteuert wird – ungewöhnlich und intensiv! Auch kleinen Musikzitaten räumt Hashimoto auf „Escape“ Platz ein: „Capillary“ ist ein Störgeräusch-Looping ohne Anfang und Ende, das stark von der Elektronik Fennesz‘ schöpft, während sich ‚Trip‘ nahtlos in Biosphere’s N-Plants fügen könnte. Auf dem letzten Track „Under the Wire Head 2“ werden ganz nach dem krachigen Geist seiner früheren Werke wie „A Tragedy Without A Border Line“ zehn Minuten harter, rauschender Noise präsentiert, das sich höchstens als Antimusik rechtfertigen kann.

„Escape“ ist ein verhältnismäßig freimütiges Album, das dennoch seine Zeit braucht, um erschlossen zu werden. Wer sich diese Zeit einräumen möchte, könnte mit dem einen oder anderen auditiven Orgasmus belohnt werden.

Preview:

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Tracklist:

  1. In A Flow
  2. Interception
  3. Trisect
  4. From The Rear
  5. Afterglow
  6. Normalization
  7. Capillary
  8. Trip
  9. Under The Wire Head 2

(Ant-Zen)