Was lief 2011 im Bereich der elektronischen Musik, die nicht auf die Tanzfläche zielt? Poyraz Hannutoglu schreibt für BLN.FM – sein Schwerpunkt liegt auf avancierte Elektronika und experimentellen Indie. Für Euch hat er seine fünf Favoriten des Jahres herausgesucht. Klick auf die großen Plattencover, um in die Alben vorhören und bei Gefallen bei zero“ kaufen zu können. Im laufenden BLN.FM-Programm hört Ihr übrigens Tracks von diesen Alben im Nachtprogramm.
1. Tim Hecker – Dropped Pianos (Kranky)
Seltsam, wie jedes Jahr aufs Neue bereits Mitte November mit einer spürbaren Nervösität die besten Alben des Jahres gekürt werden. Wir allerdings bestehen auf den letzten Moment und werden belohnt. Wie sonst hätte dieser Nachzügler von Tim Hecker den Weg in diese Liste gefunden und ihr eine prächtige Spitze verliehen? „Dropped Pianos“ nimmt sich nichts Größeres vor, als den Aufnahmeprozess des Vorgängers “Ravedeath, 1972“ zu dokumentieren und schafft dabei Monumentales. Neun lauschige Stücke, in denen selbst das Knarzen des Klavierholzes und die sinnlich kaum erfassbaren Soundscapes den Raum zum Beben bringen. Großes Ambient-Kino und zweifelsohne eine der besten Platten des Jahres! Mehr dazu in der BLN.FM-Rezension zum Album.
Anspieltipp: Sketch 2, Sketch 7
http://www.zero-inch.com/artist/Tim_Hecker/album/Dropped_Pianos/286708
2. Ezekiel Honig – Folding In On Itself (Type Records)
Was kann es Schöneres geben, als gegen Jahresende ein wenig nostalgisch zu werden? Den Soundtrack dazu liefert Ezekiel Honig mit seinem sechsten Studioalbum „Folding It On Itself“. Der New Yorker Klangmaler braucht dazu lediglich Windrauschen, ein wenig Hall und Bass und ein altes, spärlich eingesetztes Klavier. Eine unklebrige Angelegenheit. Mehr dazu in der BLN.FM-Rezension zum Album.
Anspieltipp: High & Low, Tradition Is The Illusion Of Permanence
http://www.zero-inch.com/artist/Ezekiel_Honig/album/Folding_In_On_Itself/251761
3. Nils Frahm – Felt (Erased Tapes Records)
Es ist etwas uneindeutig, ob das musikalische Schaffen Nils Frahms in die Schublade „Ambient“ gehört. Schließlich steht das organisch gedämpfte Klavier nahezu alleine im Fokus. Deshalb firmiert das Album unter der von Musikern selbst oft als obskur betrachteten Genre-Bezeichnung „Neoklassik“. Fest steht allerdings, dass die Musik großflächige Sphären schafft und somit seinen festen Platz in dieser Liste verdient. Auf „Felt“ – dem dritten Studioalbum auf dem grandiosen Label Erased Tapes Records – bleibt alles beim Gewohnten: Es ist durchsetzt von fragilen Melodien und zarten Kadenzen, die viel Raum zum Gedeihen lassen. Der Feinsinnige wird sogar den Herzschlag des Künstlers hören.
Anspieltipp: Familiar, More
http://www.zero-inch.com/artist/Nils_Frahm/album/Felt/278711
4. Field Rotation – Acoustic Tales (Fluid Audio)
Für Christoph Berg aus Kiel dürfte das Jahr 2011 ebenso prächtig gewesen sein wie für seine Hörer. Sein Debüt „Acoustic Tales“ unter dem Pseudonym Field Rotation – koproduziert von Nils Frahm – bereicherte unzählige Musikblogs und Plattensammlungen zugleich. Die elf Stücke, die sich zwischen Klassik, Elektroakustik und cineastischen Kompositionen bewegen, sind winzige literarische Werke, die ohne einen einzigen Buchstaben auskommen und dennoch in der Lage sind, die abenteuerlichsten Kurzgeschichten zu erzählen. Schauervoll und romantisch! Mehr dazu in der BLN.FM-Rezension zum Album.
Anspieltipp: Acoustic Tale 4 (with Danny Norbury), Acoustic Tale 10
5. Jacaszek – Glimmer (Ghostly)
Michal Jacaszek – der Protagonist des diesjährigen C3-Festivals – setzte sich mit seinem kürzlich erschienenen Album „Glimmer“ ein exorbitantes Ziel: Die Grenze zwischen alter und neuer Musik, zwischen E-Musik und elektronischer Musik soll verschwinden und an ihre Stelle ein neues Genre treten. Dieses bahnbrechend klingende Vorhaben scheiterte. Übrig blieb lediglich die Musik, die ohne Gebrauchsanweisung gleich viel verständlicher zu sein scheint. Das Barockensemble und die Computermusik gewinnen voneinander und vermischen sich zu einem perfekten Klanggebilde, das die versprochen goldene Textur besitzt und dennoch in tausend Farben schimmert. Mehr dazu in der BLN.FM-Rezension zum Album.
Anspieltipp: Pod Swiatlo, Windhover
http://www.zero-inch.com/artist/Jacaszek/album/Glimmer/294889