Am besten, du lässt jetzt alles stehen und liegen. Lehn dich zurück und lass dich von Oliver Tank und seiner allerersten Veröffentlichung „Dreams“ verzaubern, die auf Bandcamp zum Download angeboten wird.
Es ist ein Soundtrack für die Verlassenen. Spät nachts in der erleuchteten Stadt. Umgeben von Menschen, trotzdem allein. Und doch ist diese EP noch so viel mehr.
Selten hat sich elektronische Musik so lebendig angehört. Das liegt unter anderem an Tanks Instrumentenwahl. Der 21-jährige Australier lässt auf den sechs Songs neben Klavier und Gitarre auch ganze Streicherarrangements erklingen. Selbst der Synthesizer wirkt auf dem Opener „Up all Night“, als würde er tief ein- und ausatmen, während Tanks Falsetto immer mehr in den Vordergrund tritt und aus dem verhaltenen Wunsch „Can you teach me how to dance real slow?“ ein echtes, greifbares Bedürfnis macht.
Die musikalische Umsetzung wie die fragmentarischen Texte haben einiges gemein mit Dubstep-Größe James Blake, doch gelingt es Tank noch leichter, die Gefühle in den Songs zu vermitteln. Die Lyrics sind genauso simpel wie authentisch. Und wenn man im großartigen „Last night I heard everything in slow motion“ zum Spiel der ruhelosen Violinen die Worte „You said it would be alright / but I just don’t know“ hört, dann ist das schlichtweg herzergreifend. Viele der Titel erklären sich von selbst: „I Love You“, „The Last Time“ und „Embrace“ geben eine Vorahnung, was künftig zu erwarten ist. Gerade deshalb ist man überrascht, wie genau Tank die jeweiligen Gefühle transportieren kann. Weder Melodie noch Rhythmus sind ausgefallen, meist sind sie einfach gehalten. Doch was die EP zu einer der besten Veröffentlichungen dieses Jahres macht, ist die große Hingabe, die man ausnahmslos in den Songs spürt.
„Dreams“ wünscht man sich als Hintergrundmusik für die wirklich intensiven Momente einer Beziehung: Das Kennenlernen, der erste gemeinsame Abend, die Sehnsucht, das Auseinanderbrechen, der Abschied. Am Ende ist man glücklich, wenn man wenigstens diesen Rückhalt hat, die Kopfhörer ganz laut aufdreht und vergisst. Denn eins ist klar: Zusammen mag man weniger allein sein. Aber dafür hat man einsam sehr viel mehr von sich selbst.
http://yespleaserecords.bandcamp.com/album/dreams
Tracklist:
- Up All Night
- Embrace feat. Fawn Myers
- Last Night I Heard Everything in Slow Motion
- I Love You
- The Last Time
- Grain of Sand feat. Fawn Myers