Lee Xhin oder einfach nur Xhin, wie er sich als Produzent nennt, kann auf eine ansehnliche Schaffenszeit zurückblicken. In den späten neunziger Jahren begann er, Musik zu machen und brachte 2003 seine erste EP „Xycle“ im Selbstvertrieb heraus. Ein Jahr später legte er den Langspieler „Supersonicstate“ nach und konnte damit international Aufmerksamkeit erregen. Daraufhin kam der aus dem Stadtstaat Singapur stammende Produzent bei dem Stuttgarter Techno-Label Meerestief unter, das 2008 sein zweites Album „Greyscale“ herausbrachte. Wenig später fand Xhin bei Lucys 2009 frisch gegründeten Berliner Label Stroboscopic Artefacts eine neue Heimat, wo ihm die Ehre zu Teil wird, nach Lucy selbst das zweite Album überhaupt zu liefern.
Seit seinen frühesten Produktionen zeichnet Xhin sich durch vertrackte Tracks aus, die manchmal eine viel nähere Verwandschaft zu Sounddesign als zu funktionalem Techno aufweisen. So bog er den geraden Techno-Beat mit zunehmender Zeit immer weiter, bis er brach – womit wir bei seinem dritten Langspieler angekommen sind. „Sword“ ist beileibe kein ordinäres Techno-Album – im Gegenteil, gerade Bassdrums sind in der von Xhin beackerten Klanglandschaft äußerst rar gesät. Ähnlich wie bei Labelchef Lucy sind IDM- und Dubelemente ausschlaggebend für Xhins Produktionen. Schon das beatlose erste Stück „The Secret Closet“ zeigt den Willen, ernsthaft – wirklich ernsthaft – Musik zu machen und gibt die Atmosphäre der folgenden rund 50 Minuten vor. Flirrende Flächen kleiden den Raum aus, in dem Dissonanzen unruhig durch den Raum geistern. Wenn nach diesem introartigen Stück das Drumgewitter von „Fox And Wolves“ losbricht, übernimmt die Dunkelheit vollends die Herrschaft.
Im Verlauf des Albums huschen immer wieder irritierende Störgeräusche durch den Raum, der von dissonanten und kristallenen Klängen gefüllt wird. Letztere bricht Xhin, hindert sie am Klingen, verschiebt sie klanglich oder lässt sie aushallen. Durchgehend bilden gebrochene Beats und wütend durchpeitschende Hi-Hats den Motor der Tracks – einzig bei „Vent“ steppt die Bassdrum so gerade durch wie es nur geht, wodurch mehr Platz für angsteinflößende Hallflächen und elektro-magnetische Störgeräusche entsteht. Die Reise durch die scharfe, düstere und gleichzeitig kristalline Landschaft führt durch tausend verschiedene Schwarztöne, die nur hier und da einen Lichtblick ans Auge dringen lassen. Dennoch steht am Ende dieses äußerst vielseitigen und gewaltvollen Albums mit „This Is What You Drew While You Were Half Asleep“ fast ein Happy-End. Zumindest lässt es uns durchatmen und das Gefühl haben, den Kampf gewonnen zu haben.
Preview:
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Tracklist:
- The Secret Closet
- Fox and Wolves
- Teeth
- Insides
- Wood
- Medium
- You Against Yourself
- Vent
- Foreshadowed
- This Is What You Drew While You Were Half Asleep