Fünf Musikvideos für 2011!

mit Justice, Bodi Bill, Skrillex, Memory Tapes, Duck Sauce und mehr

Justice – Civilization

Regisseur Edouard Salier hat neben innovativer Werbung und den preisgekrönten Kurzfilmen „Empire“ und „Flesh“ auch das Video für Massive Attacks „Atlas Air“ inszeniert. Mit „Civilization“ für Justice geht es ähnlich cineastisch-bombastisch und effektbeladen weiter. Atlas, Titan der griechischen Mythologie, kann die Last der Welt nicht mehr schultern. Sie bricht aus den Fugen, prähistorische Horden fliehen gen Himmel. Kein schlechter Neustart, den die Electro-Rocker da nach dem 2007er Hit „D.A.N.C.E.“ visuell hinlegen.

Skrillex – First Of The Year (Equinox)

Tony „Truand“ Datis ist Réalisateur gleich mehrerer Knaller, die in diesem Jahr abgefeuert wurden. Da wären zum Einen das Video zu „Shipwreck“ von Modeselektor und Thom Yorke oder auch „Shellshock“ von Noisia feat. Foreign Beggars. Mit Skrillex „First Of The Year (Equinox)“ werden ernstere Töne angeschlagen und Gegenwehr zelebriert. Einfache Stilmittel wie die zeitweise Synchronität von Audio- und Videospur, Vor- und Rücklauf zeigen, dass auch diese Tricks immer noch Wirkung erzielen. Eine gewisse stilististische Nähe zu Vorbildern wie Chris Cunningham, insbesondere dem legendären Video zu „Come to Daddy“ von Aphex Twin, sind nicht zu übersehen.

Memory Tapes – Yes I Know

Der Gewinner der diesjährigen „UK Music Video Awards“ in der Kategorie „Best Indie/Rock Video“ ist Memory Tapes „Yes I Know“ von Eric Epstein. Und hier zeigt sich die Größe im Detail. Die visuelle Umsetzung der Videoidee – in schlichtem Schwarz-Weiß, Handkamera, ungewöhnlichen Bildausschnitten, weichen Tönen und wechselnden Unschärfen – wäre auch ohne Tricktechnik in ihrer Reduktion schlichtweg gut. Mit ihr stößt eine surreale Komponente hinzu, die die Melancholie des Songs einzigartig und gut transportiert. Die  zitierten Elemente der Nouvelle Vague aus dem Frankreich der 1950er und dem amerikanischem Film Noir sind zeitgemäß aufbereitet und entspannen die in der Alltagswelt wohl sonst meist reizüberfluteten Sehnerven. Ein kleines flackerndens Licht zieht sich wie ein vages Leitmotiv durch das Video und macht es rund, ebenso die Choreographie des Vogelschwarms am Ende.

Bodi Bill – What?

Stephane Leonard & Martin Eichhorn verbinden in ihrem Video idyllische Landschaftsaufnahmen mit einem Gespür für Wärme und in Bildern erzählte Poesie. Die jungen Stilvollen pilgern naturverbunden und gedankenverloren der Sonne entgegen, bis diese sich verdunkelt.  Die ästhetischen Momente erinnern in ihrer schlichten Schönheit entfernt an Tom Fords Regiedebüt „A Single Man“. Auch die eingestreuten Riesenseifenblasen und die Feder-Symbolik lassen die Sinn- und Sehnsucht-Suchenden gut aussehen und machen das ohnehin schöne Lied gerade in dieser kargen Jahreszeit zu einem sommerlich-lauen Zufluchtsort.

Duck Sauce – Big Bad Wolf

Je simpler die Idee, desto überragender das Resultat – auch, wenn die Bewertung wohl kontrovers ausfällt. Keith Schofield, der schon Musikvideos für Cut Copy, CSS  und Chromeo drehte und ähnlich wie Salier auch ein gefragter Werberegisseur ist, platziert hier die Köpfe der Produzenten A-Trak und Armand van Helden als Äquivalent für Untenrum. Man möge sich streiten, ob das nun genial war oder eben nur bescheuert und geschmacklos. Aufmerksamkeit ist den Auftraggebern Duck Sauce jedenfalls sicher, die damit versuchen  an den Erfolg von „Barbra Streisand“ anzuknüpfen.

Noch mehr Musikvideos 2011:

M83 – Midnight City

Auserwählt anmutende Kinder mit unheimlich strahlend blauen Augen setzen die Gravitation außer Kraft.

Is Tropical – The Greeks

Comic-Effekte machen aus vermeintlich harmlosen Kindern brutale Killer – die Wirkung erinnert an MTVs „Happy Tree Friends“.

Metronomy – The Bay

Azurblaues Meer, teure Yachten und mittendrin der non-chalante Oscar Cash. Alles zusammen in gelungener Montagetechnik aufbereitet.

Apparat – Song of Los

Das partiell an Björks „All Is Full Of Love“ angelehnte Video lässt uns nachträglich die letzten Stunden einer Roboterdame mitfühlen.

Gotye – Somebody That I Used To Know

Gotyes Wouter De Backer war bei uns mit „Hearts A Mess“ schon 2010 in der Top5. Diesmal überzeugt er allein durch puristische Intensität und aufwändiges Stop-Motion-Verfahren.