Playboy, Diskokönig, peinlichster Berliner. Es mag wohl ehrenhaftere Bezeichnungen für einen mittlerweile über achtzig jährigen Mann geben – für Rolf Eden aber kaum rühmendere. Er ist gerne, wer er ist. Das war er schon immer. Wohl selten mag es jemanden gegeben habe, der so konsequent und ausschließlich macht, was er gerne macht und damit auch noch Erfolg hat. Oder ist vielleicht genau das das Geheimnis seines Erfolgs?1930 in Berlin geboren, wanderte seine jüdisch-stämmige Familie schon 1933 nach Palästina aus, wo er als Achtzehnjähriger 1948 gegen Israel hatte in den Krieg ziehen müssen. Mit dem ursprünglichen Plan in die USA auszuwandern und berühmter Musiker zu werden, landete er 1952 in Paris, wo er arbeitete, lebte und liebte. Vier Jahre später lockte ihn das Begrüßungsgeld von 6000 DM zurück nach Berlin, wo er kurz darauf seinen ersten eigenen Club eröffnete – mit einem Erfolg, der sein ganzes Leben andauern sollte. Die „Old Eden“ war der erste Club dieser Art in Deutschland, der allererste in Berlin überhaupt: neben DJs und viel nackter Haut, gab es Nächte füllende Unterhaltung wie nirgendwo sonst. Weitere Clubs wurden eröffnet, Partys gefeiert, Filme gedreht, Frauen geliebt, Kinder gezeugt.
„The Big Eden“ ist ein Porträt eines Mannes, der sein Leben immer so lebte, wie er es leben wollte und trotz Vaterschaft und Älterwerdens nie davon abließ. Der Film begleitet ihn durch seinen jetzigen Alltag genauso wie durch die Vergangenheit. Dabei sind Interviews und Gespräche mit seiner jetzigen Lebensgefährtin, seinen Kindern und deren Müttern, Freunden und Familie ebenso schön in Alltagsszenen eingearbeitet wie Fotos vergangener Tage und selbstgedrehte Privatfilme persönlicher Momente. Schon immer verspürte Rolf Eden den Drang danach sich und sein Leben immer und überall zur Schau zu stellen. Lediglich umgeben von seinen Lieben scheint er sich so wohl zu fühlen wie in der Öffentlichkeit. Wirklich krumm scheint ihm dies keiner zu nehmen. Zumindest keiner der Protagonisten des Films: selbst diejenigen, die etwas anzukreiden hätten, die ihn vielleicht nie ganz verstehen werden oder glauben, dass er oft nur eine Rolle lebt, halten ihn nicht auf, nehmen ihn wie er ist und gewähren ihm das, was ihm schon immer am glücklichsten zu machen schien: seine Freiheit.
Ob der Film einen Kinobesuch wert ist, ist schwer zu sagen. Sicherlich ist der Anreiz größer diesen Film sehen zu wollen, wenn ein persönlicher Bezug zu Rolf Eden bereits vorhanden bzw. sein Name mehr als ein bloßer Begriff ist. Somit also wäre Peter Dörflers dritter großer Dokumentarfilm eher etwas für die Generation, die ihre Jugend in seinen Läden verbrachten und den Hype um seine Person in den 60er und 70er-Jahren mit erleben durften. Dabei ist der Film wirklich gut gemacht, interessant, unterhaltsam und stellt Rolf Eden genauso da, wie er sich und sein kunterbuntes Leben selbst gern darstellt oder dargestellt sieht. Der Film zeigt also mehr, als dass er wirklich aufzeigt und trotz ehrlicher Interviews, persönlicher Anekdoten und privater Einsichten, gelingt es scheinbar nicht Rolf Edens wahren Kern zu zeigen. Er ist und bleibt ein Phänomen – auch das macht er gern, gut und ebenfalls mit Erfolg.
The Big Eden – Trailer on YouTube
The Big Eden, Star-Portrait, Dokumentation, D 2011, 90 min., Kinostart: 08.12.2011 u. a. zu sehen im Kino Babylon, Dresdener Str. 126, Mitte, U2: Rosa-Luxemburg-Platz und im Cinema Paris, Kurfürstendamm 211, Charlottenburg, U1: Uhlandstraße