Spätestens seit 2009 arbeiten Niconé und Sascha Braemer immer mal wieder zusammen und haben unter anderem den allseits bekannten Bar25-Hymnen „Nur Mal Kurz“ und „Thank You“ ihr Siegel aufgepresst. Doch auch nach Ende der Bar-Ära gibt es Raum für Musik. Ende November ging aus dem lang gehegten Vorhaben der beiden DJs, ein gemeinsames Album zu kreieren, endlich die Veröffentlichung von „Romantic Thrills“ hervor.
Schon die ersten beiden Tracks „Dreamer“ und „Little Love“ sind großartig. Zwar hat letzterer etwas Synthie-Pop-Trashiges in sich, störend wirkt daran aber nur der Übergang zum dritten Track „Liar“. Sich eben noch in einer eher housigen Atmosphäre befindend, wird man dieser auf radikale Weise durch Sprechgesang entrissen. „Liar“ ist an sich nicht schlecht gemacht, thematisch sogar besonders wertvoll – aber musste er wirklich auf diese Platte, und dann auch noch an dritter Stelle? Auch „Romantic Thrills“, der vierte Track des gleichnamigen Albums und demnach eigentlich dessen Aushängeschild, ist leider der schwächste der ganzen Platte.
Die Vocals, die in jedem Track außer „Pianotic“ auftauchen, sind erstaunlich gut eingefügt und behindern weder den Beat der Tracks, noch ersticken sie das Gefühl, sich von der Musik mitreißen zu lassen. Bei „Caje“ zum Beispiel sind sie betörend sinnlich und beflügelnd zugleich. Sollten sich Niconé und Sascha Braemer bei dieser Nummer vom mazedonischen Volkslied „Caje Sukarije“ nicht nur haben inspirieren lassen, sondern auch versucht haben, es neu aufzulegen, kann man dieses Vorhaben wohl als sehr gelungen betrachten.
Mit „Not The End“, dem vorletzten Stück, hätte der Platte ein wundervolles und offenes Ende gesetzt werden können. Aber nein, als dürfe er auf keinen Fall fehlen, musste noch eine 2011er-Version des Hits „Thank You“ draufgepackt werden. Es mag ja ganz nett sein, diesen Track aufgrund tiefer Verbundenheit, vielleicht sogar als Dankeschön an die Fans, vermengt mit ein wenig Nostalgie neu aufzulegen, ihn dann aber unbedingt auf die Platte zu pressen, klingt schon etwas nach Sich-Selbst-Feiern und ist kurz gesagt unnötig.
Die Dramaturgie der einzelnen Tracks ist allerdings erfreulich: Die meisten entfalten sich ab der Mitte erst richtig, ja explodieren gar und bergen immer wieder überraschend schöne und passende Elemente und Wendungen in sich, die ihnen noch einmal eine ganz andere Dimension verleihen. Trotzdem findet man mit „Romantic Thrills“ leider nicht das erhoffte Gesamtkunstwerk vor – dafür sind die Tracks in ihrer Anordnung nicht ausreichend aufeinander abgestimmt. Die musikalischen Kontraste werden dadurch noch deutlicher und reißen beim Durchhören leider zu oft aus der gerade gefundenen Stimmung heraus. Auch lassen Niconés und Saschas typische (und vielleicht sogar überflüssige) Spielereien wie „Liar“ und „Thank You 2011“ die Platte nicht so erwachsen sein, wie sie sein könnte. Doch bekanntlich muss etwas nicht perfekt sein, um gut zu sein. Fans wird „Romantic Thrills“ definitiv begeistern, Skeptiker werden vermutlich skeptisch bleiben. Selbst ernannte Kritiker hingegen werden sich jedoch eingestehen müssen, dass es echt schwer fällt, das Album nicht gut finden zu wollen.
Preview:
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Tracklist:
- Dreamer
- Little Love
- Liar
- Romantic Thrills
- Run Away (feat. Jan Blomqvist)
- Pianotic
- Caje (feat. Narra)
- Never (feat. Wrongkong)
- Love Me
- Not The End (feat. Narra)
- Thank You 2011