Mit Pumps am Pissoir

Ist es ein Remake? Eine Hommage? Oder ein billiger Abklatsch? Detlev Bucks neue Komödie „Rubbeldiekatz“ erinnert an den Klassiker „Tootsie“ von Sidney Pollack, der 1982 in den Kinos lief, nur ist diesmal Frauenschwarm Matthias Schweighöfer von seiner weiblichen Seite zu sehen.

“Rubbeldiekatz” handelt vom jungen und erfolglosen Schauspieler Alexander (Matthias Schweighöfer). Durch einen Zufall wird er als Frau für eine Rolle gecastet. Fortan führt er ein Doppelleben als Alexandra, die ein Nazi-Jungmädel in einem Hollywood-Nazi-Flick spielt. Die Sache wird komplizierter, als er sich in seine Filmpartnerin Sarah (Alexandra Maria Lara) verliebt. Außerdem gibt Alexander eine dermaßen attraktive Frau ab, dass er sich den ständigen Bagger-Attacken von Hitler-Darsteller Jörg (Max Giermann) nicht entziehen kann. Dazu muss er noch Womanizer Thomas (Max von Thun) von Sarah fernhalten. Tatkräftige Unterstützung, von Nippelrichten bis zur Gala-Prügelei, erhält Alex von seinem Kumpel Jan und seinen zwei Brüdern Basti und Jürgen (Detlev Buck).

Schon die Vorankündigung für die Presse, dass „Rubbeldiekatz“ keinesfalls Gag an Gag reihe sondern sich Zeit lasse auch eine Geschichte zu erzählen, lässt nichts Gutes erahnen. “Rubbeldiekatz” entpuppt sich dann als noch unerträglicher als befürchtet. Dabei ist an der Rahmenhandlung nicht viel auszusetzen. Vielmehr sind es die flachen Pointen und Versäumnisse im Detail, die dem Film den Garaus machen. Zum Beispiel die Nebenrollen: Joachim Meyerhoff als US-Regisseur spricht starres Denglisch und fällt mit völlig unauthentischer Wortwahl auf. Kaum komisch und obendrein wenig geistreich ist der Running Gag des Hitler-Darstellers Jörg, der sich privat nicht von seiner Rolle lösen kann und ständig mit erhobener rechter Hand grüßt. Fortgeführt wird dieser Klamauk mit den Statisten in Waffen-SS-Montur, die in ihrer Drehpause demonstrativ Café Latte schlürfen. Das geht alles gar nicht, das ist nicht witzig! Vom Großen ins Kleine finden sich in “Rubbeldiekatz” noch weitere Details, die zusammengenommen den Eindruck eines lieblosen Mainstreamfilms erwecken, der scheinbar nur gedreht wurde, um das Weihnachtsgeschäft an den Kinokassen mitzunehmen.

Mit 113 Minuten ist der Film zudem viel zu lang. Zeit ist Geld, gerade beim Film. Da hätte Buck den x-ten Oben-ohne-Szene-geht-nicht-weil-keine-Brüste-da-sind-Gag ruhig weglassen können. Oder ist das die „auserzählte Geschichte“? Nein, das ist mehrfach gestreckte, billige Comedy.

Eine gute Komödie lebt von präzisem Timing, von guter Planung und guten Autoren. “Rubbeldiekatz” hat nichts davon. Da hilft es auch wenig, dass Detlev Buck durchaus fähige Schauspieler gecastet hat. Das vorhersehbare Happy End ist dann das i-Tüpfelchen. Dafür wird noch ein letztes Mal Schema F bemüht: eine Ohrfeige und eine romantische Ansprache. Dann ist der Film bald zu Ende und man kann nach Hause gehen und die DVD von “Tootsie” einlegen. Ein Film, der überall dort von seinen teilweise über-verschrobenen Charakteren getragen wird, wo der Plot nichts mehr hergibt. Natürlich ist auch “Tootsie” nicht immer komisch, aber im Gegensatz zu “Rubbeldiekatz” stets unterhaltsam und man kann ihn guten Gewissens weiterempfehlen.

Rubbeldiekatz, Komödie, Deutschland 2011, 113 min., ab 15.12. in allen großen Berliner Kinos