Manege frei für das Gemetzel


Was passiert, wenn sich der Regisseur der Gewalt-Groteske „Perdita Durango“ der jüngsten spanischen Geschichte zuwendet? Er gewinnt mit seiner drastischen Darstellung eines Duells zweier Clowns vor dem Hintergrund der Franco-Diktatur den Regiepreis bei den Filmfestspielen in Venedig. Dennoch hat es mehr als ein Jahr gedauert, bis „Mad Circus“, der neue Film von Álex de la Iglesia, in Berliner Programmkinos kommt. Vielleicht liegt es an dem ungewöhnlichen Thema, welches auf recht unerspriessliche Weise die Korrumpierung des Guten durch das Böse behandelt.

Der Clown eines Wanderzirkus stirbt während des Bürgerkrieges in Spanien Mitte der 1930er in der Gefangenschaft der Franco-Truppen. Jahre später übernimmt sein Sohn Javier die Rolle des Vaters als trauriger Clown. Während eines Engagements in einem kleinen Zirkus trifft er auf Sergio, den lustigen Clown. Doch der ist in Wirklichkeit ein Alkoholiker und Sadist. Er verliebt sich unglücklich in Sergios Geliebte, Natalia und wird fortan von seinem Konkurrenten gedemütigt – bis zu dem Zeitpunkt, wenn er einen blutigen Rachefeldzug gegen Sergio, den faschistischen Diktator Franco und sich selbst startet.

„Mad Circus“ beginnt mit einer blutrünstigen Schlacht zwischen Franco-Anhängern und republikanischen Truppen. Es folgen eineinhalb Stunden bebilderte Gewalt, Sex und Verzweiflung. Autor und Regisseur Álex de la Iglesia läßt den Film zu einer Zeit spielen, zu der er acht Jahre alt war. „Ich erinnere mich an jene Zeit wie an einen Traum, der keinen Sinn ergab.“ Der Film selbst ist ein Albtraum, ein “Mad Circus” – ein verrückter Zirkus, durchgeknallt und künstlich. De la Iglesia bebildert das mit starken Kontrasten und überdrehten Farben. Dazu montiert er historisches “Wochenschau”-Material, um das Drama mit der Geschichte Spaniens unter der Franco-Diktatur zu verknüpfen.

Für Fans des Bizarren ist dieses schreckliche Märchen von Liebe und Vergeltung ein Fest. An jeder Hand klebt Blut. Das ist nichts für schwache Nerven, dafür umso mehr für Splatterfans. Ein verstörender Film – abstoßend, aber fesselnd!

Mad Circus (ab 18 Jahren), Comedy, Horror, Spanien/Frankreich (2010), 107 min. ab 8.12. in der Kurbel, im Central, Eiszeit und den Tilsiter Lichtspielen