Floating Points – Shadows

Floating Points – was eigentlich nach einem Kollektiv von Künstlern klingt, ist in Wahrheit ein Solo-Unternehmen. Aber dafür eines, das sich sehen und hören lassen kann. Der 23-jährige Londoner Sam Sheperd, der sich hinter diesem irreführenden Künstlernamen verbrigt, ist nicht nur Produzent und Kopf seines eigenen, 16-köpfigen Ensembles, sondern auch noch (Mit-) Inhaber des Labels Eglo Records. Letzteres gründete er 2008 zusammen mit Alexander Nut und beheimatet damit neben musikalischer Talente aus dem Electronica-HipHop-Soul-Bereich auch einige Visual Artists, die sich ebenfalls nicht verstecken müssen.

Will Hunt ist einer von ihnen – und mit ihm hat sich Sheperd für seine neue EP „Shadows“ zusammengetan. Während beispielsweise Modeselektor ihre Beats von der Pfadfinderei mit allerhand Bildmaterial aufmotzen lassen, probieren Hunt und Shepard es auf eine etwas subtilere Art und Weise – mit einem von Hunt entwickelten Patch, das Drum-Machine- und Synthesizer-Aktivität analysiert und in Echtzeit passende Grafiken dazu ausspuckt. Musik für die Augen sozusagen. Und dass das funktioniert, kann man entweder live oder im Video zum Track „Sais“ bewundern. Aber hat „Shadows“ dieses optische Drumherum überhaupt nötig?

2-Step, (Power)House und Downbeat sind die teils widersprüchlichen Schlagwörter, die einem bei den fünf Tracks als erstes in den Sinn kommen. Der Opener „Myrtle Avenue“ vereinigt in seinen knapp zehn Minuten alles, was die Stärken der EP ausmacht. Leichte, unangestrengte und trotzdem intensive Melodien und Klanggeflechte, der Hauch einer menschlichen Stimme in Form des fantastischen Label-Schützlings Fatima, gelegentlich ergänzt durch ein paar Claps à la Julio Bashmore in „Obfuse“ und ein bisschen sphärisches Geklimper bei „Realise“ – diese Elemente machen die Platte zu einem runden Ganzen, das sich irgendwo zwischen der Melancholie eines Nicolas Jaar und der Energie von Mount Kimbie einpendelt und damit wieder einmal ein Stück Musik ist, das man wegen seines Facettenreichtums Tag und Nacht ohne Unterbrechung laufen lassen kann. Well done, Floating Points.

(Text: Marisa-Elaine Urban)

Tracklist:

  1. Myrtle Avenue
  2. Realise
  3. Obfuse
  4. ARP3
  5. Sais

(Eglo Records)