So war’s: Lamb im Heimathafen Neukölln

Dann war es tatsächlich soweit: Nach Jahren der Trennung und Jahren des Wartens spielten Lamb am Dienstag, den 22.11., zum ersten Mal live in Berlin. Im Rahmen ihrer „Reunion“-Tour reisen Lou Rhodes und Andy Barlow noch bis Februar durch ganz Europa und stellen nicht nur ihr aktuelles Album „5“ vor (hier die Review auf BLN.FM), sondern lassen auch Erinnerungen an den originären britischen Trip-Hop der 1990er wieder aufleben.

Von Klassikern wie „Cotton Wool“ und „Trans Fatty Acid“ bis zur aktuellen Single „To Build A Fire“ ist der stilistische Bogen dabei verhältnismäßig groß – doch erstens werden Lou und Andy auf der Bühne von einem Bassisten und einem eifrigen Soundtechniker unterstützt, zweitens spielen sie ansonsten alles selbst (Andy gefällt sich dabei am Schlagzeug und Lou an der E-Gitarre) und drittens groovt sich die Band ja bereits seit Mitte 2009 langsam wieder aufeinander ein. Das Ergebnis in Berlin war – im Gegensatz zu den ersten neuen und vorsichtigen Auftritten vor zwei Jahren – professionell und harmonisch genug, um das musikalische Schaffen von immerhin 15 Jahren stimmig unter einen Hut zu bringen. Lamb sind nun wirklich wieder da und haben sichtlich Spaß an ihrer Rückkehr.

Ein Wermutstropfen war dabei, dass die Anlage im Heimathafen einen leider viel zu undifferenzierten Sound liefert und dem Klanggewitter, das die Band produzieren wollte, nicht recht gewachsen war; immerhin wurde die mangelnde Qualität nicht durch zu hohe Lautstärke übertüncht. Auch kam die kleine Location an die Grenze ihrer Personenkapazität: Eine zur Hälfte ausgefallene Toilettenanlage, die durch Dixis im eiskalten Innenhof ergänzt wurde, und die zu enge Infrastruktur für einen so vollen Saal waren recht grenzwertig. Andererseits profitierte die Stimmung deutlich von der familiären Enge, und wer der Band nahe sein wollte, brauchte sich auf dem kleinen Parkett nicht weit vorzukämpfen. Auf Andys Grimassen beim Trommeln und Lous elegischen Blick beim Singen hatte Berlin anderthalb Jahrzehnte gewartet. Hat sich gelohnt.