Sepalcure – Sepalcure

Zwei Freunde basteln zum Zeitvertreib an Tracks herum und flaxen, dass man das Ergebnis eigentlich veröffentlichen könnte – so ungefähr soll man sich wohl die Entstehung des Duos Sepalcure vorstellen. Schenkt man dem Mythos Glauben, ist das Debütalbum von Parveen Sharma (von Braille) und Travis Stewart (Machinedrum) also eher ein Kind des Zufalls – und trotzdem kommt nach zwei EPs nun der erste Longplayer des Brooklyner Duos auf Hotflush Recordings heraus.

Das Prädikat dieses Debüts ist Homogenität: die Platte ist ein gutes Beispiel für ein immer stärkeres Zusammenwachsen der Inspirationsquellen. Sepalcure haben auf verschiedene Arten und Weisen Bässe eingesetzt; es findet eine regelrechte amerikanische Renaissance des UK Garage statt. Die Breakbeats sind mal dezent, mal präsenter und passen perfekt zu den Vocals. Der Einfluss aus London ist deutlich zu hören, ebenso wie die Ähnlichkeiten mit Bands wie Floating Points oder dem Motor City Drum Ensemble. Da die Wurzeln, aus denen Garage erwuchs, jedoch ursprünglich aus den USA kommen, kann man es als einen gewissen „Back-to-the-roots“-Effekt betrachten, dass Sharma und Stewart auf britische Einflüsse zurückgreifen.

Trotz dieser Stilfusion ist nichts überladen, alles schwebt gewissermaßen. So beginnt auch das Album: der weiche, housige Sound von „Me“ bereitet den Hörer gut vor, geboten wird nämlich Stimmungsmusik im wahrsten Sinne des Wortes. Die Tracks „Pencil Pimp“ und „Breezin“ kann man ganz deutlich dem Garage House zuordnen. Besonders „Pencil Pimp“ hypnotisiert wortwörtlich dank seiner einmaligen Zusammenstellung von abgespacetem Dub und trippigen Klanghöhen.

Etwas später wird der 2-Step zum exotischen Soca, der mit Stammestrommeln und mystischen Stimmen das Lied „The One“ in den Vordergrund der Platte spielt. Bei „Yu Nuh See“ haben Juke und Ghetto-House abgefärbt. Nachvollziehbare Vocals gibt es dabei eher selten: Bei „Breezin“ zum Beispiel glaubt man etwas zu verstehen, aber wahrscheinlich hört man nur das heraus, was man möchte. Hauchen, Summen, Jauchzen, das Coco-Rosie-Prinzip. So auch bei „See Me Feel Me“, auf dem eben jene vier Wörter ununterborchen wiederholt werden und asiatische Klänge dem Track eine gewisse Wehmut, fast schon ein Fernweh verleihen. „Eternally Yrs“ geht aufgrund der gequälten Stimme und der dunklen Bässe noch weiter in diese Richtung. Dagegen leuchtet „Hold On“ richtig: Dieser Song überzeugt durch sein aufforderndes Trommeln, die lässigen Synthies und eine hellere Tonlage. Und schließlich gleitet man mit dem meditativen „Outside“ sachte aus dem Album… wie? Schon vorbei?

Sharma und Stewart haben mit ihrem gemeinsamen Nebenprojekt in kurzer Zeit viele Anhänger für sich gewonnen, unter anderem die hochkarätige BBC-Moderatorin Mary Anne Hobbs, die ihren ersten veröffentlichten Track „Love Pressure“ in ihren Shows kräftig unterstützt hat. Sepalcure selbst haben ihre Musik als eine beschrieben, zu der man sowohl im Club tanzen als auch an verregneten Tagen zuhause chillen kann. Nicht nur das haben sie bewiesen, sondern auch, dass der Zufall oft die besten Alben schreibt.

Preview:

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Tracklist:

  1. Me
  2. Pencil Pimp
  3. The One
  4. See Me Feel Me
  5. Eternally Yrs
  6. Yuh Nuh See
  7. Breezin
  8. Hold On
  9. Carrot Man
  10. Outside