Surkin – USA

Kaum zu glauben, dass Benoit Heitz, genannt Surkin, mit „USA“ erst sein Debüt-Album veröffentlicht. Dabei ist der Franzose mit seinen bisherigen sechs EPs auf dem stark Hip Hop-beeinflussten Label Institubes nicht gerade unauffällig geblieben. Dort war er quasi der Fachmann für verspulten Techno. Trotz namhafter Kollegen wie Teki Latex und Para One gehörte er zu Stars des kurzlebigen Labels, und dass, obwohl er extrem jung zum Label kam und in der Provence aufgewachsen ist, fernab der Pariser Clubszene. Mit seinen Tracks „Ghetto Obsession“ und „Radio Fireworks“ wurden er von Anfang an gefeiert und durfte früh viel und international remixen. Tracks von Justice, Chromeo und Boys Noize verpasste er ein neues Gewand.

Sei es bei Kitsuné, Ed Banger oder Institubes, die Pariser Szene weiß, dass sie eine kreative und bewunderte Gemeinschaft ist. Sie feiert sich und ihre Stadt gern selbst, wie in  „Les Matins de Paris“ von Teki Latex. Alles andere ist „Provinz“ und wird gern mit Nichtachtung gestraft. Um so bemerkenswerter daher der Aufstieg von Surkin. Und um so erstaunlicher, dass er sich mit seinem Debüt-Album den USA zuwendet. Schließlich ist das kulturelle Verhältnis zwischen der selbstbewußten Grand Nation und der atlantischen Supermacht schon immer etwas kompliziert. Vielleicht erweist Surkin den USA Referenz, weil seine Kindheit von amerikanischen Comics und TV-Shows geprägt wurde? Oder vielleicht, weil er selbst seine kometenhafte musikalische Karriere als eine Variante des Amerikanischen Traums begreift?

Das Album „USA“ ist eine Show des fiktiven Senders „Radio Fireworx“. Zwischen den Tracks schnattern fröhlich Moderatoren, amerikanische Radio-Jingles dudeln und manchmal rauscht es einfach. So ist das halt bei einer transatlantische Funkübertragung des analogen Zeitalters, welches Surkin auch in der Retro-Klangästhetik seiner Tracks zitiert. Die verbreiten mit ihrem Elektropop die Stimmung der 1980er und 1990er Jahre.

Ein Teil des Albums besteht aus leicht veränderten Fassungen zuvor auf EPs veröffentlichter Tracks. Die frischen Produktionen selbst stellen ein buntes Potpourri dar. Einige Tracks erweisen mit ihren Gästen House-Klassikern der 1990ern die Ehre. Die britische Sängerin Ann Saunderson singt für Surkin die housige Hymne „Lose Yourself“, mit Kevin Irving hinter’m Mikro wird Chicago House die Referenz erwiesen. Den Hauptteil des Albums machen aber Tracks wie „Love Shot“ aus. Hier präsentiert sich Surkin, wie man ihn bereits seit seiner „Ghetto Obsession“ kennt und schätzt: Musik mit schnellem Rhythmus, präzisen Bässen und voranreitenden Synthies. Dazu finden sich auch einladende Partytracks wie „Rock it“, die im funkigen NYC-Freestyle fröhlich und endlos „We’re gonna rock it, Don’t stop it“ wiederholen, und die Zusammenarbeiten mit seinem Labelfreund Bobmo „Harry“ und „Quattro“.

Auf seinem Album erfindet sich Surkin nicht wirklich neu. Vielmehr ist „USA“ ein verspielter Rückblick auf seine ersten Erfolge, seine Teenagerzeit und auf ein Zeitalter der Old School-Coolness, das seit ein paar Jahren wieder als Inbegriff der Lässigkeit gilt. Das ergibt einige dynamische, tanzbare und angenehme Songs – kein langweiliges Album, aber auch kein bahnbrechender Kurswechsel, wie man es sich vielleicht von so einem jungen Produzenten erhofft hätte.

Preview:

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Tracklist:

  1. Intro
  2. Lose Yourself (ft. Ann Saunderson)
  3. Love Shot
  4. I.N.Y.N
  5. Fireworks Hotmix
  6. Silver Island
  7. White Knight Two
  8. Rock It
  9. Harry (ft. Bobmo)
  10. Never Let Go (ft. Kevin Irving)
  11. Fan Out
  12. Gold Island
  13. Ultra Light
  14. Quattro (ft. Bobmo)
  15. Silver Springs Anthem
  16. End Morning

(Marble)