CDs sind aus der Mode gekommen. Die gute alte Schallplatte ist auch nur noch ein Sammelobjekt für Liebhaber. Neue Musik wird stattdessen zunehmend als MP3 getauscht und verkauft. Das US-amerikanische Unternehmen beatport ist ein Pionier in diesem Bereich. Dieses Frühjahr wurde in Denver 5-jähriges Bestehen gefeiert.
BLN.FM wollte mehr über das Unternehmen wissen, welches DJs mit MP3s von Clubmusik versorgt und sprach mit Ronny Krieger. Ronny arbeitet seit September 2004 bei beatport. Als Verantwortlicher für die Internationalisierung baute er die europäische Niederlassung des amerikanischen Unternehmens in Berlin-Kreuzberg auf. Außerdem kann er einen guten Überblick geben, wie in der Chefetage von beatport die aktuelle Entwicklung im Musikbusiness bewertet wird.
Wem gehört eigentlich beatport?
beatport wurde von einem amerikanischen DJ und Clubpromoter gegründet, doch bald stiegen ein paar sehr bekannte Protagonisten des elektronischen Musikbusiness mit ein.
Wie hat sich beatport über die Jahre hinweg entwickelt?
Die Idee zu beatport landete auch bei Apple – aber die machten dann itunes auf. Aber auch ohne einen solchen Partner im Rücken hat sich Beatport die letzten Jahre mit dem Internet ausgebreitet – und verleiht jetzt Gold- und Platin-Awards, wenn bestimmte Verkaufszahlen überschritten werden. (Anmerkung: Offizielle Geschäftszahlen gibt Beatport nicht heraus und Ronny liess sich da auch nichts entlocken.)
Wo hat Beatport seine Büros?
[Momentan gibt’s zwei Niederlassungen, eine in Denver und eine in Berlin. Asien ist als nächstes dran, aber ob die Erweiterung 2009 stattfindet – das ist angesichts der Wirtschaftskrise ungewiss.
Was ist das Besondere an beatport?
[Hinter den Kulissen wird die Musik nicht automatisch einsortiert, sondern durch Spezialisten etablierter Labels, welche direkt mit den Labels zusammenarbeitet.
Wie sieht sich beatport im Vergleich zu myspace und itunes?
myspace ist trotz MP3-Verkauf nach wie vor eine Community. itunes will alle bedienen. Deshalb kann da auch nicht auf kleinere Labels eingegangen werden. beatport hingegen fokussiert nach wie vor auf den DJ.
beatport ergänzt seine Seite aber schon mit Community-Features?
myspace hat beim Start seines MP3-Geschäfts besonders mit den großen Plattenkonzernen zusammen gearbeitet, obwohl die Seite durch Indie-Künstler wie The Horrors und Lily Allen unglaublich populär wurde. beatport arbeitet hingegen mit kleineren zusammen. Bei beatport bleiben die Community-Elemente hingegen begrenzt: beatportal löste das alte Forum ab.
Welches sind die Herausforderungen, denen beatport sich gegenüber sieht?
[Wachstum – denn, die wachsende Anzahl von MP3-Käufern und Kunden sorgen dafür, dass die beatport-Seite lahm wird. Deswegen wird im Hintergrund optimiert. Ansonsten wird das Geld wegen der Finanzkrise zusammengehalten.
Viele, die Musik verkaufen, ächzen über die kostenlose Konkurrenz durch Tauschbörsen. Warum geben Käufer auf beatport Geld aus, obwohl sie MP3s doch auch kostenlos bekommen könnten?
[pbeatport beliefert Leute, die bereit sind für Musik Geld auszugeben und für die Musik nicht austauschbar ist. Andere wiederum geben weniger Geld für die Musik selbst aus, sondern für die damit verbundenen Dienstleistungen, die garantieren, dass die Musik echt ist. Bei beatport kaufen vor allem DJs ihr Musik, und die lassen sich ungern in die Karten schauen, was die Auswahl ihrer Musik anbetrifft. Die kaufen das Spezielle und Einzigartige nicht den austauschbaren Hit.
Wie komme ich als frisches Label in beatport rein?
Früher gab’s eine zentrale E-Mail-Adresse, die abgeschaltet wurde, weil es zuviele Bewerbungen wurden. Wer in beatport rein möchte, sollte jetzt einfach mal die nach einem direkten Kontakt fragen, welche schon drin sind.
Könnten nicht auch Produzenten direkt ihre Musik per beatport an Hörer verkaufen?
beatport wollte etwas ergänzen, welches bis zu seiner Entstehung fehlte: ein digitaler Laden. Labels bleiben dabei wichtig, weil sie die Masse an produzierter Musik vorfiltern – eine Leistung, welche beatport gar nicht übernehmen kann.
Wieviele Label gibt es auf beatport?
Früher wollte beatport die gesamte elektronische Labellandschaft abbilden. Das hat wegen der Menge an Anbietern nicht funktioniert – auch die Kunden wollten das nicht. So wird nun bei beatport auch fleissig aussortiert: 2008 hat beatport mit 8500 Labels angefangen und mit 7200 aufgehört – und von den 7200 sind einige Labels erst in dem Jahr hinzugekommen.
Wie geht beatport mit der Macht um, die Aufmerksamkeit der Nutzer auf bestimmte Musik zu lenken zu können?
Subjektivität gehört zu allen guten Plattenläden: Roughtrade in London und Hardwax in Berlin arbeiten da nicht anders. Bei beatport ist das ein bisschen anders, weil die Seite mehrere Läden nach musikalischen Genres beinhaltet, welche von Spezialisten übersehen werden. Aber trotzdem wird nicht versucht, alles allen recht zu machen.
Gibt es mittlerweile zunehmend mehr Musik aus nicht-europäischen Regionen?
Communities wie myspace und Download-Portale wie beatport sorgen dafür, dass Musik Aufmerksamkeit erhalten kann, die nicht aus den Weltmetropolen kommt. Auch Ronny Krieger selbst checkt Magazine, Clubs und Läden nach lokalen Besonderheiten auf seinen Reisen – so kommen zunehmend obskure Labels aus entlegenen Regionen zu beatport.
Bei beatport stehen MP3-Dateien im Vordergrund. Ist damit die Idee des Albums tot?
Wenn ein Album genug gute Titel hat, dann kaufen die Leute auch ein Album. Außerdem offerieren Alben durch den Wegfall der Beschränkung auf CDs mehr Möglichkeiten zum Beispiel längere Laufzeiten. Durch den Wegfall von den Startkosten, welche durch das Pressen von Platten oder die Beschreibung von CDs entstehen, können mehr Risiken eingegangen werden, also auch Musik veröffentlicht werden, welche experimenteller ist.