Es sind paradoxe Zeiten für Plattenläden. Allenthalben ist von einem neuen Vinyl-Boom die Rede – und doch geht der Gewinn mancher kleiner Läden zurück. Einige müssen sogar aufgeben, wie der Dense Record Store in Friedrichshain, bekannt für sein Angebot experimentell-elektronischer Musik. Immer öfter bestellen Kunden ihre Platten online und kaufen außerdem weniger CDs. „Der CD-Markt ist einfach zusammengebrochen, und die Steigerung auf dem Vinyl-Sektor konnte das nicht auffangen“, sagt Daniel vom Dense Record Store. Weil Einkaufspreise und Mieten trotzdem steigen, die Preise für Platten aber aufgrund der großen Konkurrenz nicht erhöht werden können, haben Daniel und Mit-Inhaber Nicolas die Konsequenzen gezogen und ihren Laden im Oktober dicht gemacht. „Wir mussten uns eingestehen, dass es keinen Sinn mehr macht“, sagt Daniel.

Was können Plattenläden tun, um Plattenversand und Musikdownloads nicht vollkommen hilflos gegenüberzustehen? Viele Ladenbetreiber, auch Daniel und Nicolas, wollen der Online-Konkurrenz mit speziellen Aktionen wie In-Store-Gigs die Schau stehlen. In Amerika und England kooperieren Plattenläden schon seit Jahren, um die Events noch schlagkräftiger zu machen: Sie organisieren „Record Store Days“. An Berlin zog dieser Trend lange vorbei – bis jetzt. Denn pünktlich zu den Berlin Music Days wird nun auch der Record Store Day Berlin aus der Taufe gehoben. Elf Berliner Plattenläden bieten den Besuchern am 5. November Live-Gigs, Signierstunden und exklusive limitierte Releases, die es im Netz nicht gibt. Organisator Markus vom Oye Record Store in Prenzlauer Berg erläutert das Konzept: „Die DJs legen auf, man kann sie an dem Tag nicht nur im Club treffen, sondern auch in den Läden und Smalltalk betreiben. Und am Ende gibt’s noch eine schöne Platte, die es nur hier gibt.“ Ein Plan, der ziehen wird, meint er: „Wenn uns die Kunden den Laden nicht ganz zerstören, dann bin ich schon ganz zufrieden – und wenn das ganze Bier, die Cola und die Säfte wegkommen.“ Auch Daniel und Nicolas vom Dense Record Store hätten am Record Store Day gerne noch teilgenommen – doch für sie kommt er zwei Wochen zu spät.

Wer seinem Plattenladen zum Record Store Day am 5. November einen Besuch abstatten will, findet hinter den Links Infos zu den geplanten Aktionen:

• 33rpm
• Café Horenstein
• Franz & Josef
• Hard Wax
• hhv.de – Selected Store
• Leila M.
• Melting Point
• Mitte Musik
• OYE Record Store
• Space Hall
• The Record Store
• VoPo Record

Mehr Informationen zum Record Store Day allgemein gibt’s unter www.recordstoredayberlin.com

Radiobeitrag zum Nachhören:

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