Einmal „Polnisch“ bitte!

Piotr Uklanskis "Boltanski Polanski Uklanski"

In Polen schießen die Kunstnachwuchstalente momentan wie Pilze aus dem Boden. Die Ausstellung „Polish! Contemporary Art from Poland“ nutzt dieses vorteilhafte Klima und leitet einen Teil der kreativen Energie in Berliner Gefilde um. Sie findet vom 21. Oktober bis zum 13. November in den Exhibition Rooms des Künstlerhauses Bethanien statt. Doch was kann an einer Ausstellung zu Zeiten der Globalisierung typisch polnisch sein?

Zu sehen sind die Werke kosmopolitischer Europäer, die in ihrem Oeuvre hier und da mit einem Stück abgewandelter Tradition spielen. Dabei ist es nicht die werbewirksam betitelte Suche nach dem ewig Polnischen, die im Zentrum dieser Ausstellung steht. Das Phänomen des nach Identität suchenden Künstlers ist das wirklich Interessante. So erinnert Michal Jankowskis „Start“ an die atomare Katastrophe von Tschernobyl. Die aus dem Schornstein steigende Figur mag als unheilvoller Geist eines Systems posieren, das seine Bürger vergiftet. Genausogut kann das Bild als Metapher für das aktuelle Problem der postindustriellen Umweltverschmutzung stehen, die ganz Europa betrifft.

Michal Jankowskis "Start"

Marek Pisarskys und Anne Peschkens Projekt „Urban Art“ entzieht sich der Frage nach nationaler Identität und spielt in einer reizvollen Pixelästhetik mit Motiven aus der Mediengeschichte. Wie in Andy Warhols Factory werden aus bunter Leinwand gewobene Pixel Paintings hergestellt. Ein parallel dazu laufendes Video zeigt den Arbeitsprozess. Auf humorvolle und selbstironische Art wird so sozialistischer Arbeitsalltag inszeniert. Dominik Lejmans „Black Dandelions“ positioniert sich hingegen als ernsthafte, multimediale Kunst des 21. Jahrhunderts, in der Gemälde und Videoprojektion ein postmodernes Zusammenspiel bieten.

Ein "Pixel Painting" von "Urban Art"

Der Stempel für den politischsten Künstler der Ausstellung geht an Rafal Bujnowski. Seine Gemälde tragen Titel wie „Stop homofobii“: eine wichtige und klare Kampfansage an den in Polen nur langsam abnehmenden Schwulenhass. Sie zitieren dabei Protestplakate von Demonstrationen im Rahmen um die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Sichtbarkeit und rechtliche Gleichstellung homosexueller Liebe. Bujnowskis Kunst reflektiert eine generell in Polen herrschende Stimmung: die Entstehung einer urbanen, toleranten Mittelschicht. Immerhin wurde die linksliberale und homosexuellenfreundliche Partei „Ruch Palikota“ bei den diesjährigen Parlamentswahlen in Polen drittstärkste Kraft.

„Polish! Contemporary Art from Poland“mit Michal Budny, Rafal Bujnowski, Hubert Czerepok, Slawomir Elsner, Michal Jankowski, Katarzyna Kozyra, Pawel Ksiazek, Dominik Lejman, Roman Lipski, Piotr Uklanski, Urban Art (Marek Pisarsky + Anne Peschken) und Artur Zmijewski – bis zum 13. November, geöffnet Dienstag bis Sonntag (14 – 19 Uhr) in den Exhibition Rooms des Künstlerhauses Bethanien, Kottbusser Str. 10, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Kottbusser Tor