Martyn – Ghost People

Martyn wird nach einer Reihe von Veröffentlichungen bei Ostgut und Revolve:r sowie auf seinem eigenen Label 3024 allseits großes Talent bescheinigt. Dafür spricht, dass der Niederländer bereits kurz nach seinem Debütalbum „Great Lenghts“ eine Jubiläumsfolge (Nr. 50) der Fabric-Reihe verantworten durfte – und dass er nun eben seinen zweiten Longplayer herausbringt. „Ghost People“ ist Martyns Debüt auf Brainfeeder, einem Sublabel von Ninja Tune, das Altmeister Flying Lotus ins Leben gerufen hat und das somit keineswegs jeden nimmt.

Der Vertrauensvorschuss wird mit Selbstbewusstsein beantwortet. Martyn kommt mit schwerem philosophischen Geschütz daher und eröffnet „Ghost People“ mit Lasersounds und der Computerstimme von Spaceape, die uns von der Gefühlswelt der Maschinen erzählt: antiseptisches Weiß, analoge Küsse und – jawohl – Liebe. Denn als Erfindung und Weiterentwicklung des Menschen könne die Technik sehr wohl lieben. Eine gewagte These, die Martyn da in den Raum stellt – und einfach dort stehen lässt. Denn nach dem Intro spricht nur noch die Musik.

Zu bieten hat „Ghost People“ wunderbar tanzbaren, sehr technoid überformten Dubstep: Tech-Step also, ab und zu sogar die Sphären des Trance streifend und immer mit hübschen Space-Verzierungen versehen. Die Beats sind größtenteils gerade und reißen mit, die Melodien sind hypnotisch und die Bassläufe sind eher milde treibend als verdubbt und erschlagend. Nach den beiden Introstückchen geht das neun weitere Tracks am Stück so: reine Clubmusik, die nichts weiter will als die Hörer in ihr privates All mitzunehmen. In Interviews stellt Martyn auch klar, dass es ihm tatsächlich nur um die Musik ging, die aus ihm heraus wollte, denn „Ghost People“, das seien diejenigen, die wie Phantome irgendwelchen Trends hinterherjagen und darüber die Musik vergessen.

Dass Martyn mit Leidenschaft bei der Sache ist, hört man dem Album in der Tat an. Zwar ist große Abwechslung nicht zu erwarten, doch wird die gute Dreiviertelstunde seiner Space-Disco nie langweilig. Am Ende des Albums weiß man also, was Spaceape mit seiner einführenden Ansprache gemeint hat: Ein guter Elektromusiker behandelt seine Maschinen mit Liebe und bringt sie dazu, diese weiterzugeben. Martyn macht das schon ganz gut.

Preview:

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Tracklist:

  1. Love And Machines (feat. Spaceape)
  2. Viper
  3. Masks
  4. Distortions
  5. Popgun
  6. I Saw You At Tule Lake
  7. Ghost People
  8. Twice As
  9. Bauplan
  10. Horror Vacui
  11. We Are You In The Future

(Brainfeeder)