Notic Nastic – Fullscreen

Notic Nastic fielen mir als erstes im März 2009 auf. Das Stück „Sleep Tight, Fit Of Fun“ überraschte mit grinding Beats und einer charismatisch-klagenden Sängerin, die irgendwo zwischen Karen Dreyer, Björk und Shakira variierte. Das Album „It’s Dark But It’s okay“ folgte 2010 auf Shitkatapult und bot schroffe Beats und eben jene Stimme, die man entweder mag, oder auch nicht. So ließen sich Notic Nastic gut als typisches Riot-Grrrl-Electro-Ding einordnen. Nun erscheint das zweite Album „Fullscreen“ auf dem eigenen Label und geht damit den grossen Schritt weiter, den viele Acts gerne für sich beanspruchen, aber nur zu selten auch hinbekommen.

Notic Nastic sind schwer zu fassen. Ist es nur die blonde Sängerin, die live auf der Bühne wie elektrisch im Strobelight-Gewitter pulsiert oder auch noch die Brünette am Keyboard, beide mit illuminierenden Farben grotesk geschminkt, so dass man sie zwar sieht, sie aber dennoch hinter ihren Masken verschwinden? Oder ist es gleich ein ganzes Kollektiv, das im Hintergrund agiert, so wie es auch das Presse-Info erklärt? Sie erinnern mich fast an Fischerspooner und tatsächlich kann man Notic Nastic’s Electro Catchiness am besten mit den Vorzeige-Electroclashern vergleichen, zumal Notic Nastic’s Sängerin ebenfalls eine New Yorker Wahlberlinerin ist.

In jedem Fall sind Notic Nastic aufregend. Ihr zweites Album erfindet das Elektro-Rad keinesfalls neu. Vielmehr haben sie ihren ruppigen Stil vom ersten Album in Pop gegossen. Elektronische Popmusik aus dem  Trash-Kanal, auf den Punkt gebracht und dank der sofort wiedererkennbaren Sängerin hochgradig ansteckend. Genau die Musik, die ich meiner kleinen Schwester unterjubeln würde. So müsste Lady Gaga jetzt klingen, wenn sie richtig cool wäre. Den Melodien kann man sich nicht entziehen und es gibt in jedem Stück diese kleinen Passagen, auf die man sich gerade beim wiederholten Hören freut, weil sie so einzigartig sind – ob das nun die vokalakrobatischen Ausflüge der Sängerin sind oder deren gepitchte und zerschredderte Echos. Das ist keine funktionale Dancefloor-Musik, kein Stück versucht sich dem vorherrschenden House-Sound Berlins anzubiedern. Dennoch sind Notic Nastic auch live verwirrend mitreissend und auf den Punkt inszeniert.

Kauft dieses Album, schaut sie Euch live in Konzert an und empfehlt sie auch Eurer pubertierenden Schwester. Notic Nastic biedern sich nicht an, aber Achtung: wer ihnen verfällt, könnte nach ihnen süchtig werden.

Preview:

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Tracklist:

  1. Cyanide
  2. Illuminati Bitch
  3. I Don’t Wanna Do It Right
  4. Both Eyes Open
  5. Eye On You
  6. Witch
  7. Clicker Control
  8. Good Luck Ghost
  9. Higher Higher
  10. Sunsetboys
  11. Watch Dogs
  12. Creepy Baby

(Notic Nastic)