Class Actress – Rapprocher

Fast 2 Jahre ist es jetzt her, dass Class Actress mit ersten Tracks und einer darauffolgenden EP „Journal of Ardancy“ auf sich aufmerksam gemacht haben. Das Trio aus Brooklyn hat seitdem immer mal wieder etwas von sich hören lassen, ohne jedoch ein volles Album veröffentlicht zu haben. Bis jetzt jedenfalls, denn nun steht der offizielle Release von „Rapprocher“ auf dem Label Carpark Records an.

Die binnen der letzten Monate vorab veröffentlichten neuen Tracks ließen schonmal eine gewisse Erwartungshaltung entstehen, denn im Vergleich zur EP hat sich durchaus etwas verändert. Zwar bleibt die Band ihrem tief in den 1980er Jahren verwurzelten Elektropop-Sound treu, jedoch wirkt das Ganze nicht mehr nur wie eine reine Reminiszens an Bands wie Yazoo oder die ewigen Human League. Stattdessen gibt es schöne bis wirklich wunderbare Popsongs, die sich sowohl musikalisch als auch textlich durchaus referenziell sind, dabei aber eben nicht nur in eine Richtung zielen.

Das Album selbst ist sehr konsequent klassisch konzipiert. „Keep You“ ist ein typischer Opener und war gleichzeitig schon die erste Vorab-Singleauskopplung. Bis zur zweiten Single ist es nicht weit, schon bei Track 3 kommt die nächste: „Weekend“ – ein starker Song, bei dem auch der eigentlich völlig banale Refrain „Bring it on, bring on the weekend“ nicht nach der Sorte Pop klingt, die meist eher „egal“ ist. Vielleicht kommt diese Souveränität daher, dass Elizabeth Harper vor Class Actress eigentlich nur als Folk-Sängerin auf der Bühne stand – ein Genre, bei dem sich textlich bekanntlich niemand hinter der Musik verstecken kann. Dementsprechend sind eigentlich alle Songs textlich stark und humorvoll und auch durchaus selbstironisch. Es kommt schon sehr gut, wenn Harper in „Need to know“, einem der am stärksten Songs am Ende noch Roxy Music bemüht und singt: „More than this, There’s Nothing. More than this…“. Dies ist auch der Punkt, in dem sich Class Actress wirklich stark von anderen Elektropop-Bands mit weiblichem Gesang unterscheiden – wo manchmal die notwendige Tiefe fehlt, um ein Album auch nach 2 Wochen noch spannend klingen zu lassen. Obwohl sich das bereits lohnt, weil der finale Titel „Let Me In“ so gut ist!

Produziert ist das Album vor allem eins: zeitgemäß. Die Synths sind spannend und haben oft diesen gewissen leicht schief klingenden, verwaschenen Charakter, als ob die einzelnen Spuren nachträglich auf einen leiernden Kassettenrekorder überspielt wurden. Chillwave lässt grüßen… Ansonsten muss wirklich nicht viel gesagt werden – es ist Pop und es ist gut!

Preview:

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Tracklist:

  1. Keep You
  2. Love Me Like You Used To
  3. Weekend
  4. Prove Me Wrong
  5. Need To Know
  6. Limousine
  7. All the Saints
  8. Missed
  9. Hangin´On
  10. Let Me In