Wise Blood – These Wings

Das berühmte Werk „Wise Blood“ von Flannery O’Connor erzählt auf dramatische und spirituelle Weise die Geschichte eines jungen Mannes, der sich auf unbekanntes Terrain begibt und zu völlig neuen Weltansichten gelangt. Die zweite EP „These Wings“ von Wise Blood, dessen Name tatsächlich an den Roman der amerikanischen Schriftstellerin angelehnt ist, versucht ähnliches: Bekannte Samples werden aus ihrem Kontext gerissen, collagenartig zusammengefügt und mit dem Feingeist einer jungen Männerstimme zu kurzen, intimen Songs veredelt. Das Ergebnis bewegt sich irgendwo zwischen Dream Pop, Chillwave, RnB und Lo-Fi.

Hinter Wise Blood verbirgt sich der 21jährige Chris Laufman aus Pittsburgh, der auf der Bühne gerne mal überrascht. Wenn er zum Beispiel seine Songs – begleitet von zweideutigen Hip-Hop-Moves – in die Menge schreit, ins Publikum springt oder sich auch mal das Hemd vom Leib reißt, nur um die Kritzelei – verzeiht, ihr manierlichen Leser! – „Slut Banger“ auf seinem Hals zu enthüllen. Das Enfant terrible schlechthin also. Nicht umsonst singt er im Intro „Fantasize“: „You should never trust a kid that acts like me!“

Bei Laufman, der zu seinen Einflüssen gerne mal Rapper wie Slim Thug nennt, dreht sich alles um die Melodie: „Ich möchte mich auf Melodien konzentrieren. Ich denke, das ist einer der wichtigsten Aspekte in der Musik – in der Lage zu sein, Noise und Melodie so zu mischen, dass es funktioniert. […] Ich versuche immer, eine interessante Aura um die Melodien zu gestalten.“ Genau dieser Mix aus der teilweise schreienden, kratzigen Stimme und den fabelhaften Melodien einerseits und den Elektro-Samples und organischen Sounds andererseits gelingt Wise Blood besonders gut. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass Songs wie „Loud Mouths“ oder „The Lion“ schnell zu absoluten Ohrwürmern werden, die für den einen oder anderen Glücksmoment sorgen.

Jedoch hört man der Musik an, dass Wise Blood mit seinen zarten zwei Jahren ein junges, noch nicht ganz ausgereiftes Projekt ist. Exzellente Ideen bleiben leider meist unausgearbeitet und fragmentarisch. In dem Moment, in dem der Hörer einen Song zu fühlen beginnt, setzt Wise Blood einen Punkt und lässt ihn mit diesen Gefühlen ganz alleine im Raum. Als 17minütiger Kurztrip lohnt sich „These Wings“ dennoch allemal.

Preview:

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Tracklist:

  1. Fantasize (Intro)
  2. Darlin‘ You’re Sweet
  3. Loud Mouths
  4. I’m Losing My Mind
  5. Nosferatu
  6. The Lion
  7. Penthouse Suites (Bonus)

(Dovecote)