Ghibli – Pythia

Ist das etwa neu? Steckt in diesem Album viel dahinter? Eines ist sicher: Ghibli hat sich Zeit genommen. Auf „Pythia“ ist nichts einfach mal so arrangiert, einfach mal so daherkomponiert. Dieses Album ist vielmehr das Ergebnis einer hartnäckigen Suche: nach den drei, vier Harmonien, die einen Track interessant machen. Nach Klangteppichen, die sich möglichst langsam verbrauchen. Nach Hörerfahrungen, die bekanntes Terrain verlassen. Das geht so: Ghibli nimmt eine minimalistische Melodie, die sich auch an klassischen Vorbildern wie bei „Fell Happy“ oder auch asiatischen Einflüssen bei „Yr Shade“ bedient. Diese wiederholt er immer wieder – bis er dieser unvermittelt eine weitere Melodie entgegensetzt. So entstehen kleine, geheimnisvolle Wechselspiele. Die Tracks „schwappen“ von einer Harmonie in die nächste, dann wieder zurück, nehmen Tempo auf, um kurz danach gleich wieder langsamer zu werden. Und damit schafft Ghibli etwas, was im Reich elektronischer Musik eher selten ist: in einem einzigen Track gleich mehrere unterschiedliche Emotionen hintereinander zu erwecken. Wir werden nachdenklich gemacht, euphorisiert, und wir werden zu Getriebenen. Denn man kann sich in dieser Musik nicht fallen lassen, dazu wird das Feuerwerk der Klänge zu schnell abgeflacht, und dafür sind die Tracks auch viel zu kurz. Wahrscheinlich sind sie überhaupt nicht dafür gedacht.

Auf „Pythia“ sind vielmehr unzählige wertvolle Klangschnipsel zu finden, die von den DJs dieser Welt wohl mit offenen Armen empfangen werden. So lässt sich „Honest Effects“ perfekt in ein gutes Set integrieren. Und man kann dazu auch tanzen. Wie kleine glitzernde Edelsteine in einem reichen Reservoir erscheint die Musik auf „Pythia“, die sich in nahezu unendlich vielen Kombinationen zu einer feinen Kette machen lassen. Das ist wirklich gute, experimentelle Arbeit eines hypomanischen Tüftlers – und bietet bei gespitzte Ohren einige offenbarende Momenten. Merci.

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Preview:

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Tracklist:

  1. Dead Princess
  2. Mountain Time
  3. Landing Spell (for Lndn)
  4. Bring Weed To The Cabin
  5. Fell Happy
  6. Making Out
  7. Societal Finches
  8. Honest Effects
  9. Yr Shade
  10. Brahman
  11. Suicide
  12. Ipsissimus
  13. Hollywood Snow