Nach drei Alben mit den Basics befindet sich der belgisch-australische Musiker Wouter De Backer seit geraumer Zeit auf einem Alleingang unter dem Pseudonym Gotye, was in etwa ‚gore-ti-yeah‘ ausgesprochen werden soll. „Making Mirrors“ ist nun schon sein drittes Sololalbum und ist im August diesen Jahres auf dem Indielabel Samples’n’Seconds erschienen. Und was soll man sagen: Es ist ein reflektiertes und sehr vielseitiges Pop-Juwel geworden.
Die erste Single „Eyes Wide Open“, die schon knapp ein Jahr vor dem Album erschienen ist, versprühte ein unbeschwertes Lebensgefühl und zeigte doch nur eine klitzekleine Seite von Gotyes Œuvre. Mit „Somebody That I Used To Know“ stieg er einige Monate später überraschend auf Platz 1 der australischen Singlecharts ein – obwohl der Track vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in Radio-Rotationen findet. Doch Ashton Kutcher kommt mit Online-Gezwitscher zu Hilfe; Gotye wird schließlich Millionen von Followers – ganz zu recht – ein nennenswerter Begriff. „Making Mirrors“, das Album selbst also, wird in Australien mit vierfachem Platin ausgezeichnet und gelangt gleichsam an die Spitze der australischen Charts. Es schien, als ward ein würdiger, wenn auch poppiger Nachfolger Silverchairs gefunden.
In der Tat gelingt De Backer fünf Jahre nach seinem letzten Album „Like Drawing Blood“, das eine Spur experimenteller war und kaum Kompromisse einging, mit „Making Mirrors“ eine glanzvolle Veredelung, ohne sich jedoch gänzlich zu verbiegen. Der Multiinstrumentalist beherrscht nahezu alle gängigen – auch vorwärtsgewandten – popmusikalischen Spielarten und setzt hier erstmalig seine ausdrucksstrake Stimme gezielt ein. Es gibt Retro-Soul zu hören („I Feel Better“), knackigen Postrock in „Easy Way Out“, meditativ-bassigen Loungesound in „State Of The Art“, Downtempo in „Smoke and Mirrors“ und so viel mehr. Sogar Tropical Beats und Fanfaren finden Verwendung („In Your Light“). Allerdings bleibt zu betonen, dass über weite Strecken eine Nähe zum künstlerischen Pop der 80er sowie zu anrührenden Balladen („Giving Me A Chance“, „Save Me“ und das Schlaflied „Bronte“) nicht von der Hand zu weisen ist, die dem Album – man muss es sagen – auch wirklich gut stehen. Nachteil all dieser Vielfalt ist jedoch leider, dass „Making Mirrors“ etwas an Tiefgang verliert und dem Hörer bei jedem Song aufs Neue aus einer Welt entreißt, in die ihn der vorangegangene Track noch sorgsam geführt hatte.
Preview:
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Tracklist:
- Making Mirrors
- Easy Way Out
- Somebody That I Used To Know (feat. Kimbra)
- Eyes Wide Open
- Smoke and Mirrors
- I Feel Better
- In Your Light
- State Of The Art
- Don’t Worry, We’ll Be Watching You
- Giving Me A Chance
- Save Me
- Bronte
(Samples’n’Seconds)