Roman Flügel – Fatty Folders

Alter Ego, Eight Miles High, Sensorama, Acid Jesus, Roman IV, Soylent Green: Der Frankfurter Produzent Roman Flügel arbeitet seit Beginn der 1990er Jahre mit einer riesigen Identitätspalette. Ob als Musikpartner von Jörn Elling Wuttke im gemeinsamen Projekt Alter Ego, als Co-Founder der Labels Playhouse, Klang Elektronik und Ongaku oder als Produzent des Club-Megahits „Geht’s Noch?!“ von 2005: Roman Flügel sprüht seine Signatur wie verrückt an die Techno-Fassaden des Landes. Dieser Tage veröffentlicht er den allerersten Longplayer unter seinem bürgerlichen Namen.

Roman Flügel scheint auf „Fatty Folders“ dem Plan zu folgen, sämtliche Schnipsel der letzten 15 Jahre Elektro-Geschichte zu sammeln und zu einem Best Of zu collagieren. Er bietet uns einen kleinen Ausflug durch die vier Jahreszeiten des Chicago House und Detroit Techno, durch Acid und Italo Disco an. Für kleinere Umwege bleibt da selbstverständlich auch Zeit. Wie sonst hätte ein Track wie „Krautus“ mit krautelektronischen Nuancen á la Kraftwerk seinen Weg auf solch‘ eine Platte finden können?

Das Cover-Artwork der Künstlerin Josephine Pryde bietet einen ersten Einblick in die Farbenpracht von „Fatty Folders“. Der Rest wird durch Hören und Tanzen erschlossen. Der Opener „How To Spread Lies“ – der zuvor auf der gleichnamigen EP veröffentlicht wurde – sowie der „Song With Blue“ stimulieren mit ähnlichen Klavier-Ornamenten, aber sehr unterschiedlichen Beat-Konstruktionen auf Anhieb. Die Melodiösität dieser majestätischen Tracks kann nur auf die klassische Klavierausbildung Flügels zurückgeführt werden. Einen kleinen Sprung ins Italo House wagt die Tanznummer „Deo“, die sich konsequente Basslinien und den partitur-genauen Einsatz von Perkussionen zur Aufgabe macht – das kann dann schonmal nach Boogie klingen. Weitaus verspielter gibt sich „Bahia Blues Bootcamp“ mit seinen karibischen Rhythmen und amüsanten Weltraum-Melodien. Kühler und ruhiger wird es schließlich mit dem letzten Track „PianoPiano“ – einer Ambientnummer, die völlig aus dem Rahmen fällt und noch einmal hundert Prozent unserer Konzentration erhascht.

Das Qualitätslabel Dial hat mit „Fatty Folders“ wieder bewiesen, dass es das feinste Händchen für Deep-House-Juwelen hat. Eine weich fließende Platte, die von unendlich viel Fingerspitzengefühl zeugt.

Preview:

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Tracklist:

  1. How To Spread Lies
  2. Lush Life Libido
  3. Deo
  4. Bahia Blues Bootcamp
  5. The Improviser
  6. Krautus
  7. Rude Awakening
  8. Song with Blue
  9. Softice
  10. Don’t Break My Heart
  11. PianoPiano

(Dial / Kompakt)