Cant – Dreams Come True

Hinter dem Pseudonym Cant verbirgt sich Chris Taylor, der zunächst hauptsächlich als Bassist und Produzent von Grizzly Bear in Erscheinung getreten ist. Nach dem Erfolg von deren letzten Album „Veckatimest“ gründete Taylor sein eigenes Label Terrible Records und produzierte die neuesten Alben von Twin Shadow und Blood Orange. Mit „Dreams Come True“ hat Mr. Taylor nun sein erstes eigenes Album vorgelegt.

Zunächst fällt an der Platte die Produktion auf. Alle Aufnahmen wirken akribisch ausgetüftelt und bis ins kleinste Detail durchdacht. Einerseits wird den an sich sehr warmen und emotionalen Songs dadurch eine fast schon sterile Athmosphäre auferlegt, andererseits gibt es auch nach wiederholtem Hören immer noch viel zu entdecken. Aber der Reihe nach.

Man hört den Songs die Nähe zu Grizzly Bear nicht selten an. Es ist die Atmosphäre einzelner Instrumente und die Stimme, an denen die Verbindung offensichtlich wird. Darüber hinaus ist allerdings vieles anders. Es gibt viele einfach nur sehr coole und zeitlose Synthiesounds, holpernde Drummachines und immer die Einbettung in einen atmosphärischen Rahmen aus tiefen Bässen und Harmonien, die zwar irgendwie verhallt im Hintergrund stehen, aber nicht „über“ die einzelnen Songs gelegt wurden.

Stilistisch ist das Album vielfältig, aber es fällt bei vielen Songs eine gewisse unnatürliche „Schwere“ auf, die manchmal etwas bedrückend wirkt. „The Edge“ ist souliger Downtempo-Funk und wahrscheinlich das poppigste Stück der Platte, wird aber trotzdem irgendwie in seiner Entfaltung durch den perfekt getrimmten Rahmen etwas gehemmt. Beim nächsten Song „Bang“ hingegen passt die Atmosphäre besser, spätestens hier fällt mir auch endlich auf, woran ich mich die ganze Zeit unbewusst erinnert gefühlt habe: Genesis. Taylors Stimme und die Melodien haben gewisse Ähnlichkeit mit Phil Collins und der charakteristische Rickenbacker-Basssound und die Harmonien erinnern auch an die Briten, ohne aber die durchaus unangenehm großen Gesten zu rezipieren. Bei „Answer“ tun sich ähnliche Vergleichsbedürfnisse auf, diesmal allerdings mit Fever Ray, welche ihrerseits gerne mal Peter Gabriel covern.

Die Wirkung der Platte ist schwer zu beschreiben. Die Songs sind sehr gut, musikalisch und lyrisch ist alles fein und die Produktion macht Spaß – doch trotzdem bleibt ein etwas unbefriedigtes Gefühl zurück. Vielleicht liegt es, wie schon erwähnt, an der perfekten Produktion, die so klingt, als ob hier nichts zufällig oder „gerade heraus“ einfach passiert wäre. Bei Twin Shadow hat dieses Konzept sehr gut funktioniert, allerdings waren Künstler und Produzent auch nicht in einer Person vereint. Es blieb ein gewisses unkontrollierbares zwischenmenschliches Moment auf der Platte enthalten, wodurch die Musik, obgleich perfekt, unbeschwert wirkte. Im Vergleich dazu werden die guten, teils emotional-zerbrechlichen Songs auf „Dreams Come True“ gerade durch die Perfektion der Produktion mit der Auflage „beschwert“, alles genau richtig zu machen. Das ist etwas schade, da nicht wirklich notwendig. Trotzdem absolut hörens- und sehenswert.

Preview:

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Tracklist:

  1. Too Late Too Far
  2. Believe
  3. The Edge
  4. Bang
  5. Broken Collar
  6. She Found A Way Out
  7. Answer
  8. Dreams Come True
  9. Rises Silent
  10. Bericht