Der Franzose Joakim kennt keine Ruhe. Wenn er nicht mit der „Kill The DJ“-Crew auflegt, die nächsten EPs von Chloé, Ivan Smagghe oder Roman Flügel produziert oder sich um sein 1999 gegründetes Label Tigersushi kümmert, bastelt er eben an einem Album – sein viertes heißt „Nothing Gold“ und erscheint diesen Herbst.
Joakim und sein Tigersushi werden in Paris und weltweit als Inbegriff der Avantgarde gefeiert, wobei man immer sehr deutlich hört, wie sehr Joakim sich von der Vergangenheit inspirieren lässt. Post-Punk und doch Avant-Garde, das war beim Vorgänger „Milky Ways“ sehr klar und kommt auf „Nothing Gold“ auch wieder zum Vorschein. Joakim mischt Klavier, Oldschool-Computersounds und Elektropop; das ergibt eine, je nach Lied, mehr oder weniger ruhige Musik. Die Texte des neuen Albums haben etwas Rebellisches. Joakim hätte sich von den Aufständen, die vor kurzem in London stattgefunden haben, inspirieren lassen können. „Nothing Gold“ klingt insgesamt nicht besonders euphorisch, weswegen der Titel das Album ziemlich genau beschreibt.
Im Track „Forever Young“ beispielsweise werden die Teenagerjahre und eine gewisse „Don’t give a f*ck“-Attitüde verherrlicht: „Watching the news, taking some pills“, Nachrichten schauen und Pillen schlucken. Alles ist normal, alles ist unbeschwert, aber ist das alles schon irgendwie vorbei? „You used to be young, now where do you belong?“ Das Video zu „Forever Young“ ist das perfekte Beispiel für diese Nostalgie: ein Zusammenschnitt von alten Cartoons und Filmen, mit ebenfalls alten Aufnahmen von gewaltigen Naturszenen wie Vulkanausbrüchen oder Meeresstürmen.
In „Fight Club“ spielt Joakim eine Art Electro-Grunge durch, mit aussagenstarker Wortwahl in ziemlich düsterer Stimmung. Im Titelsong „Nothing Gold“ erzählt er von seiner verlorenen Liebe, der einsamen Zeit danach und dem bitteren Wein, durch den er seinen Kummer vergessen möchte. Ein romantischer Dichter über den Dächern Paris, den seine Muse nach einer stürmischen Liebe verlassen hat: Leichte Percussions und Klavier werden ab und zu durch ein paar Computereffekte unterbrochen, sonst begleitet die Melodie Joakim diskret in seinem Pathos. Eine tiefe Melancholie herrscht über die erste Hälfte des Albums. Dann endlich, mit „Find A Way“ (Track 6), ist Joakim wieder frisch verliebt, Hallelujah, es jauchzen die Synthies. Doch schon bei „Paranoid“ (Track 7) stemmt er sich wieder gegen die Welt. Seine Inspirationsquelle Gainsbourg kommt deutlich zum Vorschein.
Leider klingen die Melodien und die angewandten Effekte oft ähnlich, oft düster, mit einer Vorliebe für Klavier, was nach einigen Stücken eintönig wirkt. Auch das Stück „Piano Magic“ muntert da nicht auf. Der Künstler scheint in dieses nachdenkliche und fast grübelnde Werk viel Intimität gepackt zu haben. Handelt es sich um eine kleine Midlife-Crisis? Er war anscheinend nicht in der Stimmung für etwas dynamischere Tracks à la „Pocket Piano“, den für seinen guten Freund DJ Mehdi geremixt hatte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei „Nothing Gold“ um ein typisches Joakim-Album handelt, aber gerne hätte man vielleicht einen neueren, frischeren Sound entdecken wollen. Hoffentlich folgt auf „Nothing Gold“ dann „Everything Gold“.
Preview:
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Tracklist:
- Intro
- Forever Young
- Fight Club
- Nothing Gold
- Wrong Blood
- Find A Way
- Paranoid
- In The Cave
- Piano Magic
- Labyrinth
- Perfect Kiss