Das Leben kann so unbeschwert sein, wenn es einem gut geht. Andrea Kellerman macht einen sehr unbeschwerten Eindruck. Sie wohnt in Stockholm mit ihrem Ehemann Rasmus, der als Grafiker arbeitet; ein Künstlerhaushalt in Södermalm, dem Prenzlauer Berg der schwedischen Hauptstadt. Andrea und Rasmus haben sich beim Musizieren kennengelernt – er war im letzten Jahrzehnt recht erfolgreich als Kopf von Tiger Lou und diverser Seitenprojekte, sie tritt seit einigen Jahren unter dem Namen Firefox AK auf. Als sie diesen wählte, war kurz zuvor der Browser erschienen, der wiederum nach dem chinesischen Namen für den Rotfuchs benannt ist. Ein hübsches Wohlfühlwort also, an das Andrea Kellerman ihre Initialen gehängt hat, um ihren Künstlernamen zu finden. Und genauso harmlos ging es dann weiter.
Denn Andrea und Rasmus haben stets das gemacht, was man eben so tut als glückliches, bürgerliches Musikerpaar: ab und zu ein Album, gemeinsam auf Clubtournee gehen (mit Auftritt im hübschen Potsdam statt im dunklen Berlin), sich gegenseitig mit Background-Vocals unterstützen. Seufz. Und nachdem Rasmus, in dessen Musik bis dahin eigentlich eine hübsche skandinavische Melancholie, eine gewisse Tiefe geschimmert hatte, im letzten Jahr ein furchtbar belangloses Soloalbum vorgelegt hat, auf dem er beispielsweise über den Garten seiner Eltern sang, zieht Andrea nun mit ihrem dritten Longplayer nach.
Der Titel sagt schon alles: „Color The Trees“, bunt sind die Bäume, die Welt ist schön. Zwölf kurze Popsongs bietet Andrea Kellerman an, einer kantenloser als der andere. Hier klingt es mal nach fröhlicher Stimmung („Boom Boom Boom“, Track 3), in der Andrea vielleicht „was ganz Verrücktes“ machen würde, dort fühlt sie sich mal einsam („Between These Walls“, Track 9) – und natürlich darf das hymnische Duett mit ihrem Mann nicht fehlen, selbstverständlich als Titeltrack. Aufgezogen sind die Stückchen als harmonischer Elektro-Indie: Gitarre, Drums und Synthies also, fast alles in Mid-Tempo, eingängig produziert. Bloß nicht anecken.
So anrührend harmlos und gut gemeint das alles sein mag, klingt es doch durchweg nach sehr reibungsfreiem 80er-Lala. Und das gibt es bereits im Überfluss, zumeist sogar doch noch interessanter gemacht. Erfreulich natürlich, dass es auch Künstler gibt, die nicht unter der Schwere ihres Daseins oder der Tiefe ihrer Empfindungen ächzen. Andererseits hat man so eben nicht allzuviel zu sagen. Musik, die nicht weiter stört, die im Radio die Zeit bis zu den Nachrichten überbrücken könnte. Musik, die so klingt, wie die großen Zimmerfotografien im Ikea-Katalog aussehen. Musik für das hübsche Pärchen von der Party letztens, wie hießen die noch gleich? Nett waren die. Mehr aber auch nicht.
Preview:
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Tracklist:
- Brother To Brother
- Meet Me There
- Boom Boom Boom
- The Wind
- Heavy With Rain
- Color The Trees
- Honey Locust
- Old City Delusion
- Between These Walls
- Running On My Own
- My Sister And I
- The Way That I Do
(Col S)