Active Child – You Are All I See

Als vor einigen Wochen der Track „Playing House“ von Active Child (feat. Tom Krell alias How to Dress Well) im Internet herumkursierte, war sich die Musikblogger-Gesellschaft einig darüber, dass Großes folgen wird. Und das, obwohl Active Child bislang lediglich zwei EPs namens „Curtis Lane“ und „Sun Rooms“ veröffentlichte und nur mäßig mediale Erwähnung fand. Der Hype um „Playing House“ verwundert nicht wenig, wenn man bedenkt, dass Auto-Tune das musikalische Schwerstverbrechen dieser Tage zu sein scheint. Klar ist: Die Art und Weise, wie die beiden Indie-Darlinge R&B-, Elektro- und Synth-Pop-Tupfen auf eine monströse Klangleinwand auftragen und dabei so unprätentiös klingen, verdient Hochachtung. Und vor allem: Es ist herzzerreißend schön.

Pat Grossi – der Mensch hinter Active Child – ist Harfenist. Sein Instrument, das subtil durch sämtliche Adern des ersten Longplayers „You Are All I See“ fließt, trägt wesentlich zur Verträumtheit seiner Musik bei. Was sich auf der anderen Seite ganz unsubtil präsentiert, ist das Falsetto Pat Grossis – ein Überbleibsel aus seiner Knabenchor-Zeit in Philadelphia. Und dann wäre da noch der Hang zu Synth-Pop, der nicht unwesentlich Vorbildern wie Kraftwerk und Alphaville zu verdanken ist. Active Child fasst das alles zusammen als eine „Kombination aus elektronischer und choraler Musik“. Wir nicken zufrieden.

Das Arrangement- und Inspirationsspektrum ist also herausragend breit. Doch damit nicht genug: Dank Grossis ausgeprägten Gespür für exzellente Melodieformationen mangelt es dem Album nicht an Höhepunkten – ganz im Gegenteil: kaum ein Lied ist des Erwähnens unwürdig. Nach knapp vier Minuten verzerrter Harfenromantik im Opener und Album-Namensgeber „You Are All I See“ kommt auch schon mit „Hanging On“ eine erste Riesenwelle auf uns zu. Dumpfe Basslinien, ratternde Drum-Machines und ein gebrochenes Herz, das singt – mehr bedarf es nicht, um einen schönsten Moment im Leben zu haben. „Shield & Sword“ und besagtes „Playing House“ machen eine kleine Spritztour in Dubstep- und R&B-Gefilde, während „Call Me Tonight“ auf die Tanzfläche bittet und den Hörer von der völligen Erstarrtheit befreit.

„I fall in love / Way too fast / At least I’m in a better place“ heißt es in „Way Too Fast“. Ja, warum auch nicht? Ein Album, das alles richtig macht und noch einen drauf setzt. Hut ab.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/active_child_you_are_all_i_see_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. You Are All I See
  2. Hanging On
  3. Playing House
  4. See Thru Eyes
  5. High Priestess
  6. Ivy
  7. Way Too Fast
  8. Ancient Eye
  9. Shield & Sword
  10. Johnny Belinda
  11. Call Me Tonight
  12. Hanging On (White Sea Remix) [Exclusive Bonus Track]

(Vagrant)