Es fällt wahrlich nicht leicht, eine Brücke zwischen der Leichtigkeit eines Popsongs und der Avantgarde von Electronica zu schlagen. Doch die Amerikaner Claire L. Evans und Jona Bechtolt alias Young Americans Challenging High Technology geben sich alle Mühe, anspruchsvoll wie auch eingängig zu klingen. Der zweite Wurf des DanceRock-Duos, „Shangri-La“, offenbart sich als abwechslungsreiches Konzeptalbum mit spiritueller Ton- und Wortwahl.
Beim ersten Track „Utopia“ kommt sogleich Urlaubsstimmung auf, denn das flippig-freche, akustische Gitarrenriff lässt die Herzen von Copacabana-Fans, Sonnenanbetern und Cocktailschlürfern höher schlagen. Bei derartig beschwingter Musik entstehen im Kopf paradisische Szenarien: Der quirlige Beat treibt die heißen Badenixen ins kühle Nass, in der Ferne wedeln die Palmen und rollen die hippen Skater. Mittendrin lassen sich stilistische Schmankerl und geräuschartige Klangfetzen ferner Länder, wenn nicht sogar ferner Planeten entdecken. Es zischt, zetert und blubbert – mit anderen Worten lassen sich die Effekte der Synthesizer kaum beschreiben.
Der mäßige, eher eintönige Mittelteil der Platte wird von jeweils drei sehr hörenswerten Tracks umrahmt. Da ist der in sich stimmige und homogene Song „Dystopia“ (Track 2) zu nennen, nicht nur namentlich ein glattes Gegenstück zum hitzigen Eröffnungstrack. Geboten werden schwungvolle, gediegene Rhythmen und gekonnte Repetitionen. Die aufsteigenden, optimistischen Melodielinen stehen im Einklang mit der Textzeile „Higher, higher, higher“ – und als Kontrastmittel folgt ein paar Takte später die Phrase „Lower, lower, lower“ mit absteigender Tonfolge und tiefer Stimme von Claire. Keine Spur von einem redundanten, einfallslosen Popschema, auch nach mehrmaligem Hören bleibt dieser Track aufregend.
Die Sängerin erarbeitet sich gesangstechnisch einen Hybrid aus Justine Frischmann (Elastica), Samantha Marie Sprackling (Republica) und Anne Clark. In Track 8, „Paradise Engineering“, versucht sie mit kühler, metallisch klingender, dunkler Stimme einen Aufruf zu starten, ganz nach dem Vorbild von „Our Darkness“. Doch der Sound von YACHT ist wesentlich aufmunternder. Im Track „I Walked Alone“ übernimmt Jona die Vocals, die ordentlich durch den Vocoder gezogen werden. Man könnte meinen, dass die Produktion die Handschrift von Mirwaïs Ahmadzaï trägt. Der Track überzeugt mit Off-Beat-Rhythmen im Klavier, rauen Gitarrenklängen, einer durchdachten Melodie und bekannter lyrischer Wiederholungstechnik.
Schlussendlich preisen YACHT erneut den sagenumwobenen, himmlischen Ort Shangri-La an. Ein Chanson mit lieblichen Schlägen des Xylophons, Streichern und friedlichem La-La-La rundet die musikalische Weltreise ab. Plötzlich ist auch das vertraute Urlaubsfeeling wieder da und lässt die Gedanken Richtung karibischen Südseezaubers schweifen.
Preview:
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Tracklist:
- Utopia
- Dystopia
- I Walked Alone
- Love in the Dark
- One Step
- Holy Roller
- Beam Me Up
- Paradise Engineering
- Tripped & Fell in Love
- Shangri-La
(Cooperative Music / dfa)