Trickski – Unreality

Es gibt dieses Gefühl, wenn man jemand unglaublich langsamen vor sich hat und dann hat man das dringende Bedürfnis ihm einmal zünftig in den Hintern zu treten. Einfach, weil man das Gefühl hat, es wäre einmal dringend nötig. Ein ähnliches Gefühl beschleicht einen beim Anhören des Debüt-Albums der Dreiertruppe Trickski aus Berlin. Vorangegangene EPs auf Compost Records, Sonar Kollektiv und ihrem eigenen Label MOTT haben ihnen ein guten Ruf verschafft. Der Ritterschlag kam dann, als Carl Craig ihre Single „Sweat“ in seine „Fabric 25“-Compilation mit aufnahm. Die Erwartungen an dieses Debüt sind also groß.

Gehen wir  bei der Enthüllung der Ernüchterung also nach dem altbekannten Sandwich-Prinzip vor. Trickski haben ihren etwas eigenen leicht unterkühlten Sound, der ihrer Musik eine kalte Eleganz verleit. Innerhalb ihrer Genregrenzen zeigen sie eine erfreuliche Variabilität, was musikalische Mittel angeht. So findet sich ein interessantes Spektrum an verschiedenen Sounds und Stimmungen. Einige klingen z.B. wie frisch aus dem Club. Da hätten wir als besonderen Leckerbissen „Basic Tool“ und etwas gedehnter „Wilderness“. Eine wunderbare Amtosphäre zum Kalt-Den-Rücken-Runterlaufen erzeugt „Slowstens“. Ein trockener, ostinater Bass treibt klirrende Piano-Akkorde, umspielt von einer scheuen Klimper-Melodie. Der Bass wird unterstützt von einem Geräusch wie widerhallende Schritte. Kurz und knackig mit 1:16 Minuten kommt „Jazzmagazine“. Eine simple aber witzige Melodie mit einem Sound, der fast schon an Posaune erinnert, pendelt sich durch angenehme Harmonien. Am herausstechendsten in dieser Hinsicht ist jedoch „Nachtmusik“. Hier findet sich eine eher romantische Stimmung in fast schon poppiger Manier, aber abwechslungsreich und emotional.

Das war’s dann aber leider auch schon fast wieder an positiv Nennenswertem. Weiterhin finden sich auf „Unreality“ haufenweise langweilige Tracks, die sich über fünf Minuten nicht wirklich verändern und auch nicht wirklich interessante Sounds haben. Teilweise hat man das Gefühl, der Downtempo erstickt sich wie ein Wal am Strand bei dem Versuch, vorwärts zu kommen. Daran scheitert auch der eigentlich sehr schöne Track „Without You“ mit den Vocals von Fritz Kalkbrenner. Irgendwann wird es langweilig und die monotonen Gesangsstrophen werden vom ständigen Wiederholen auch nicht besser. Nebenbei bemerkt führen die Vocals generell eher zu Problemen. Paradebeispiel hierfür ist das wohl düsterste Machwerk auf diesem Album mit dem Titel „Can’t Get Through“. Das verzerrte Gebrabbel-Schrägstrich-Gepöbel-Schrägstrich-Verbalgrütze ist schlichtweg zum Davonlaufen. Das sich ständig wiederholende „Kirre, kirre“ macht einen wirklich kirre und dass der Betreffende nicht zu wem oder was auch immer durchdringen kann, muss wohl am vorzeitigen Hirntot desselben liegen.

Trotz allem steht die Fähigkeit Trickskis, gute Musik zu machen, außer Frage. Das Debüt-Album ist ganz klar eine große Enttäuschung; aber vielleicht ist das Medium des Longplayers einfach nicht die richtige äußere Form für Trickskis Musik und zerren, füllen und strecken hilft da auch nichts. In der Kürze liegt die Würze. Vielleicht geben sich Trickski bei ihrer nächsten Veröffentlich selbst einen kleinen Tritt und erfreuen uns mit einer knackigen EP.

Preview (Auswahl):

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/trickski_unreality_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Slowstens
  2. Beginning
  3. Basic Tool
  4. Good Time to Pray feat. Ernesto
  5. Jazzmagazine
  6. Wilderness
  7. Can’t Get Through
  8. The Dub Interlude
  9. Love’s A Beat feat. Irfane Khan-Acito
  10. Miami Face Interlude
  11. Love Song
  12. Point 0
  13. Nachtmusik
  14. Without You feat. Fritz Kalkbrenner
  15. PBK Interlude
  16. Unreality
  17. The Escape from Mallorca

(Suol)