So war’s: Spreeparade 2011

Vor drei Jahren stimmten die Bürger von Friedrichshain-Kreuzberg beim Bürgerentscheid „Spreeufer für alle“ gegen die Pläne des Projekts Mediaspree zur Bebauung des Spreeufers. Mittlerweile ist der etwas in die Jahre gekommene Kampf gegen das Projekt zum Inbegriff des Widerstandes gegen Gentrifizierung und die politisch verordnete Aufhübschung Berlins geworden.

Foto: PM Cheung

An diesem Freitag zogen zirka 2000 Demonstranten bei der Spreeparade 2011, organisiert vom Aktionsbündnis Megaspree, bei gutem Wetter mit bunten Wagen, lauter Musik und Plakaten durch Friedrichshain und Kreuzberg. Einige hielten Plakaten wie „Make Love not Loft!“ in die Höhe. Andere Demonstranten verkleideten sich als Prenzlberger Muttis, die unter dem Slogan „Luxus für alle – jeder kriegt was ab vom Yuppie-Kuchen“ Latte Macchiato verschenkten. Dabei ging es absolut friedlich zu, obwohl es vorher Unmut über die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichtes gegeben hatte, das die Freifläche an der Spree zwischen YAAM und Oststrand nicht als Ort für die Abschlusskundgebung genehmigte. Das Gericht begründete dies mit der Katastrophe bei der Love-Parade 2010 – etwas seltsam angesichts vorhandener Fluchtmöglichkeiten, vorhandener Freiflächen und einer angemeldeten und erwarteten Teilnehmerzahl von 2000 Menschen.

Foto: PM Cheung

 

Anlaß für die Demo gegen Mediaspree und steigende Mieten war der dritte Jahrestag des Volksentscheides. Mittlerweile hat sich der Aktionsradius des Protestes jedoch vergrößert. Themen waren ebenfalls die geplante Verlängerung der A100 („A100 stoppen„) nach Treptow, die drohende Schließung des Kunsthauses Tacheles („Support Tacheles„) und des Yaam. Der Berliner Wassertisch, der die Offenlegung der Verträge zur Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe fordert, war auch vertreten. Insgesamt richtet sich der Protest also gegen die Politik der rot-roten Regierung, aber auch markanten wirtschaftsfreundlicheren Sprüchen von der CDU. Megaspree und die Demonstranten verstehen sich dabei als Unterstützende der Alternativ- und Clubkultur in Berlin und als Sprachrohr alteingessener Berliner, die ihre Miete angesichts finanzstarker süddeutscher Zuzügler und der Privatisierung von Mietwohnungen nicht mehr bezahlen können. Die Rednerin des Berliner Wassertisches behauptete: „Der rot-rote Senat verkauft in Berlin alles, was nicht niet- und nagelfest ist.“ Ein Demonstrant sagte, er demonstriere hier, „damit die langweiligen Idioten, denen es nur um Geld und hässliche Häuser geht nicht ganz widerstandlos machen können, was sie wollen.“

Foto: PM Cheung

Die Entwicklung zeigt, dass sich der Widerstand, wenn er auch schwächer als in den letzten Jahren ist, vernetzt und auf breiterer Front auftritt. Ein nicht zu verkennender Anteil der Berliner und Berlinerinnen geht für die Zukunft ihrer Stadt auf die Straße. Trotztdem bleiben die Reaktionen der Politik zurückhaltend und halten meistens an bestehenden Plänen fest. Fest steht: Berlin wird sich entwickeln und verändern, aber es muss immer ein lebenswerter Platz für Menschen mit wenig Geld bleiben. Wie das genau aussehen kann, das müssen die Berliner Bürger und Poltiker zusammen entwickeln.

Weitere Fotos von der Spreeparade 2011 gibts hier: www.flickr.com/photos/pm_cheung