Yuksek – Living On The Edge Of Time

Immer mehr Indie-Rocker satteln, teils aus musikalischer Neuorientierung, teils aus purem Kommerz auf Indietronic und Elektropop um. Genau aus der anderen Richtung kommt Yuksek, mit bürgerlichem Namen Pierre-Alexandre Busson. Dem wurde irgendwann das einsame Dasein in der innovationsverliebten Welt der DJs und Produzenten, wie er selbst sagt, zu kalt. Deshalb wandte er sich dem Elektropop zu und veröffentlicht nun nach seinem Debüt „Away From  The Sea“ von 2009 sein zweites Album „Living On The Edge Of Time“. Und hier wagt Yuksek nun eine ungleiche Liaison zwischen Clubsound und Chartgedudel.

Der Eröffnungssong „Always On The Run“ ist wie auch „Off The Wall“ ein Track der etwas strafferen Sorte, mit schmissigem R’n’B Piano-Bett oder einer Akustikgitarre, zu der groovige Elektro-Melodielinien kommen. Im Großen und Ganzen fühlt man sich bei „Always On The Run“ sehr an Mika erinnert, bei „Off The Wall“ hingegen an kalifornische Sunnyboy-Bands oder gar an MGMT („Kids“).

Das Kontrastprogramm dazu bilden Songs wie zum Beispiel „Fireworks“: Eine langgezogene Linie mit New-Wave-Bass entwickelt sich bis zum erwarteten Höhepunkt – der dann einfach nicht kommt. Stimmung und Klang erinnern eher an Clubmusik als an Popsternchen. Das ist auch bei „Miracle“ und „You Should Talk“ der Fall. Hier arbeitet Yuksek ebenfalls mit langen Intros und verarbeitet interessante Klänge, die etwa an das Klirren von Glas erinnern. In Zwischenteilen mit Loops und Effekten versucht er musikalisch zu variieren und das Ganze etwas interssanter zu gestalten. Klappt leider nicht wirklich; auch die Single „On A Train“ enttäuscht. Das A-Capella-Intro ist zwar eine gute Idee und die eingängige Strophenmelodie über dem Achtziger-Bass verspricht zunächst soliden Pop – spätestens aber nach dem zweiten Refrain hat man im Prinzip alles gehört, was es zu hören gibt.

Trotzdem finden sich einige Perlen auf dem Album. Der namensgebende Song „Living On The Edge Of Time“ beispielsweise ist von der Stimmung her „Off The Wall“ sehr ähnlich, einprägsam und groovig. Sprechchöre im Mittelteil machen den Track interessanter, der ein hervorragendes Beispiel für Yukseks durchaus existente Pop-Kompetenz darstellt. Noch gelungener jedoch sind die ruhigen Songs: „Dead Or Alive“ erinnert besonders am Anfang sehr an Jack Johnson, weibliche Hintergrundgesänge schaffen eine wunderbare entspannte und schöne Stimmung. Noch ruhiger und noch schöner ist aber „To See You Smile“. Auf einer verträumten Welle aus Dreiklangsbrechungen schwimmen schlichter Gesang und Klangflächen wie Engelschöre.

Yukseks zweites Album ist zwar kein Popwunder, doch finden sich einige wahre Perlen darauf, solide Popsongs mit tollem Intro oder pompösen Höhepunkten. Allerdings wirken sie eher wie hochwertiger Kleister für das Mittelmäßige dazwischen. Fazit: Im Einzelnen gut, im Ganzen ermüdend.

Preview:

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Tracklist:

  1. Always On The Run
  2. White Keys
  3. Off The Wall
  4. On A Train
  5. Say a Word
  6. To See You Smile
  7. The Edge
  8. Fireworks
  9. Miracle
  10. You Should Talk
  11. Dead Or Alive

(Barclay / Savoir Faire)