Machinedrum – Room(s)

Wer Travis Stewart alias Machinedrum am 24. Juni im Chez Jacki erlebt hat, wird wahrscheinlich ein fast raviges Clubalbum von ihm erwarten. Also so gut wie das komplette Gegenteil von dem, was der Produzent aus Brooklyn als eine Hälfte des Dubstep-Projekts Sepalcure (Hot Flush) in den letzten zwei Jahren hervorgebracht hat. Was er als Machinedrum mit „Room(s)“ vorlegt, ist tatsächlich anders und unterscheidet sich auch von seinen bisherigen Solo-Veröffentlichungen wie „Want to 1 2?“, bei dem Hip-Hop noch klar im Vordergrund stand.

Mit seinem neuen Album macht er jetzt einen beträchtlichen Schritt in Richtung Juke. Kein Wunder, denn das Plattenlabel Planet Mu, auf dem „Room(s)“ erscheint, widmete der Musikrichtung erst vor kurzem mit „Bangs & Works“ einen ganzen Sampler. Machinedrums Version von Juke ist aber weniger brachial und reduziert als die „Originalversion“ aus Chicago. Vielmehr verleiht er seinen Stücken mithilfe von hellen Synthesizermelodien, warmen Bässen und geloopten, mit Hall belegten Vocal-Samples etwas Freundliches, manchmal gar Poppiges. Auch wenn die Stücke entspannende Elemente enthalten, bewegen sie sich mit meist über 140 BPM schnell vorwärts und sind wie beispielsweise „Gbye“ nicht nur dank der tonangebenden Bassdrum durchaus treibend. Trotz sperriger Drumpatterns und schneller Basslinien entsteht aber immer wieder eine entspannte und fast träumerische Stimmung, in der das Album mit dem letzten Track „Where did we go wrong“ auch ausklingt. Hierbei dringt die Bassdrum nur noch aus der Ferne durch das Rauschen ans Ohr, was fast ein wenig psychedelisch klingt.

Am Ende sticht kein Track besonders hervor oder fällt aus dem Rahmen – die brachialen Stücke hebt sich Machinedrum für seine Live-Auftritte auf. Trotzdem ist „Room(s)“ ein durchdachtes Album, auf dem er zeigt, dass er sein Handwerk nicht nur im Hip-Hop beherrscht, sondern auch in Sachen Juke mitreden kann – und führt das letztere Genre ein Stück an Pop-Musik heran.

(Text: Philipp Weichenrieder)

Preview:

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Tracklist:

  1. She Died There
  2. Now U Know Tha Deal 4 Real
  3. Sacred Frequency
  4. U Don’t Survive
  5. Come1
  6. Youniverse
  7. Gbye
  8. The Statue
  9. Lay Me Down
  10. Door(S)
  11. Where Did We Go Wrong?

(Planet Mu)